In einem Spitalsgang steht ein Bett
APA/BARBARA GINDL
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Seit Pandemie

Drei Millionen an Tuberkulose gestorben

Die Coronavirus-Pandemie hat weltweit zu einem besorgniserregenden Anstieg von Tuberkulosefällen geführt. Während Covid-19 bisher rund sechs Mio. Menschenleben gefordert hat, sind in derselben Zeit rund drei Millionen an Tuberkulose gestorben.

Die Fortschritte im globalen Kampf gegen Tuberkulose seien durch die Pandemie zunichtegemacht und um Jahre zurückgeworfen worden, hieß es von der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) anlässlich des Welttuberkulosetages am Donnerstag. Seit Ausbruch der Pandemie werden zwar weltweit bedeutend weniger Fälle von Tuberkulose diagnostiziert – aber nicht, weil es nun tatsächlich weniger Erkrankte gäbe.

Die Menschen suchen nur seltener Ärztinnen oder Ärzte auf – aufgrund von Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen oder der Sorge, sich in Gesundheitseinrichtungen mit SARS-CoV-2 anzustecken. Das werde nicht ohne Folgen bleiben, betonen die Expertinnen und Experten der ÖGP, denn die Heilungschancen stehen nur bei rechtzeitiger und kontinuierlicher Therapie sehr gut.

„Killer“ unter Infektionskrankheiten

Darüber hinaus werden Familienmitglieder und andere enge Kontakte ebenfalls angesteckt. Die Infektionsketten werden immer länger und die Gefahr, dass sich multiresistente Formen der Tuberkulose ausbreiten, gegen die immer weniger Medikamente wirksam sind, wird größer. Die ÖGP sprach in einer Aussendung von einer bedrohlichen Entwicklung, da Tuberkulose als „Killer“ unter den Infektionskrankheiten gilt. So liege der weltweite Therapieerfolg bei einer multiresistenten Tuberkulose bei nur rund 50 Prozent.

2019 sind weltweit von den geschätzten zehn Millionen Neuinfektionen 7,1 Millionen diagnostiziert worden. 2020, also im Jahr eins der Corona-Pandemie, wurden nur 5,8 Millionen neu diagnostiziert.

Weniger, dafür schwerere Fälle registriert

„Das sind um 18 Prozent weniger und das bedeutet, dass zusätzlich circa 1,3 Millionen, ohne es zu wissen, an Tuberkulose erkrankt sind und die Erreger weitergeben“, erläuterte Oberarzt Helmut Salzer vom Kepler Universitätsklinikum in Linz und Leiter des Arbeitskreises Infektiologie & Tuberkulose der ÖGP.

Eine ähnliche Abnahme an Diagnosen sieht man auch in Österreich. Wurden vor der Pandemie 500 bis 600 Neudiagnosen pro Jahr gestellt, waren es 2020 nur 388 Fälle, die in das epidemiologische Meldesystem EMS eingemeldet wurden (4,4 je 100.000 Einwohner). „Seit Beginn der Pandemie werden weniger, dafür vermehrt schwere Tuberkulosefälle in den Krankenhäusern registriert“, so Salzer. „Neben möglichst frühzeitiger Diagnose und rascher, leitliniengerechter Behandlung müssen vor allem auch infektionsgefährdete Personen im engen Patientenumfeld identifiziert, untersucht, aufgeklärt und bei Bedarf behandelt werden.“