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Afrika

Jedes dritte Land ohne Wassersicherheit

Mehr als ein Drittel des afrikanischen Kontinents, oder rund eine halbe Milliarde Menschen, leben ohne Wassersicherheit – das zeigt ein aktueller UNO-Bericht. Grundwasservorräte effektiver zu nutzen, könnte die Lage in Zukunft aber verbessern.

In Afrika gibt es kaum Wassersicherheit. Das ist zusammengefasst das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des UNO-Instituts für Wasser, Umwelt und Gesundheit (UNU-INWEH). Die Expertinnen und Experten weisen darin zum Weltwassertag am Dienstag darauf hin, wie schlecht es um die Wasserversorgung auf dem Kontinent immer noch bestellt ist.

Das Team um die Hydrologin Grace Oluwasanya sammelte und analysierte Daten zur Wasserversorgung und -nutzung aus allen 54 anerkannten afrikanischen Staaten. In den letzten drei bis fünf Jahren konnte das Forschungsteam dabei in nur 29 der 54 Länder Fortschritte finden, wenn es zum Beispiel um die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser oder den Bau dafür wichtiger Infrastruktur geht. In den restlichen 25 Ländern gab es laut dem Bericht keinerlei Entwicklungen in dem Bereich, obwohl die Versorgung mit sauberem Trinkwasser bereits im Jahr 2015 in den UNO-Nachhaltigkeitszielen verankert wurde.

Weltwassertag

Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. An diesem Tag soll dem global immer bedeutsamer werdenden Thema Wasser Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Zehn Faktoren

Generell sei es um die Wassersicherheit in Afrika weiterhin schlecht bestellt. Dazu gehört laut den Expertinnen und Experten aber nicht nur, wie leicht die Bevölkerung zu sauberem Wasser kommt. Das Team hat insgesamt zehn Faktoren analysiert, die zur Wassersicherheit eines Landes beitragen. Dazu zählt unter anderem auch der Zugang zu Sanitäreinrichtungen, wie effizient mit dem Abwasser umgegangen wird, die Abhängigkeit von Nachbarländern bei der Versorgung und wie Wasser in der Landwirtschaft genutzt wird.

Lesotho, Afrika, Dürre, Wasser
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Selbst die fünf wassersichersten Länder Afrikas – Ägypten, Botswana, Gabun, Mauritius und Tunesien – weisen laut Bericht „nur ein bescheidenes Niveau an Wassersicherheit“ auf. Somalia, Tschad und Niger sind laut dem UNO-Bericht die am wenigsten wassersicheren Länder des Kontinents. In den insgesamt 19 afrikanischen Staaten, in denen laut Untersuchung aktuell keine Wassersicherheit gegeben ist, leben rund eine halbe Milliarde Menschen.

Große regionale Unterschiede

Die Untersuchung des Forschungsteams hat außerdem ergeben, dass sich die Wassersicherheit innerhalb des afrikanischen Kontinents teilweise stark unterschiedet. So haben in Ägypten etwa 99 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, in der Zentralafrikanischen Republik hingegen nur 36 Prozent. Das Forschungsteam schätzt, dass auf den Kontinent verteilt mehr als 353 Millionen Menschen nicht mit sauberem Trinkwasser versorgt sind.

Ägypten ist außerdem eines der Länder, das in Afrika am meisten Abwasser wiederaufbereitet – über 50 Prozent. Die Forscher schätzen, dass in rund zwei Drittel der afrikanischen Länder hingegen kaum Abwasserwirtschaft betrieben wird. Ägypten ist aber auch das Land, das am stärksten auf Wasserressourcen aus benachbarten Staaten angewiesen ist.

Schätzungen durch schlechte Datenlage

Einige Informationen im UNO-Bericht mussten die Autorinnen und Autoren laut eigenen Angaben an früheren Untersuchungen ableiten oder schätzen. Zu schlecht sei die Datenlage in vielen afrikanischen Ländern. Dass in einigen Staaten kaum Daten über Dinge wie den Zugang zu Trinkwasser oder zu sanitären Einrichtungen verfügbar sind, sei laut der Hydrologin Oluwasanya bereits ein Indikator dafür, wie schlecht es um die Wassersicherheit in Afrika bestellt ist. Gemeinsam mit dem Forschungsteam fordert sie daher globale Standards, um das Thema international mit anderen Ländern vergleichen zu können. Vor allem müsse aber der Umgang, das Sammeln und der Zugriff auf Daten rund um das Thema Wasser in einigen afrikanischen Staaten drastisch verbessert werden.

Laut Oluwasanya ändert die schlechte Datenlage nichts am generellen Ergebnis des UNO-Berichts. Kein einziges afrikanisches Land habe bis heute einen Status erreicht, den man als „effektive“ Wassersicherheit ansehen könnte. Der Bericht soll laut der Hydrologin als Grundlage für weitere Untersuchungen aber auch als Hinweis für Entscheidungsträger dienen, sowohl die Datengewinnung voranzutreiben als auch dem Thema Wassersicherheit generell mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Grundwasser wird kaum genutzt

Wie die Wassersicherheit in den afrikanischen Ländern konkret verbessert werden könnte, wird im Bericht des Forschungsteams nicht thematisiert. Hier kommt der aktuelle Weltwasserbericht der Vereinten Nationen ins Spiel. Darin wird unter anderem auf die Bedeutung des Grundwassers hingewiesen. Die UNESCO fordert darin, Grundwasservorräte nachhaltig zu nutzen und besser zu verwalten. Europa entnehme mit sechs Prozent der weltweiten Menge nur wenig Grundwasser, vor allem zur Trinkwassergewinnung. Asien sei hingegen der Kontinent mit der intensivsten Grundwassernutzung, die zum größten Teil auf die dortige Landwirtschaft entfällt.

In Afrika werden die riesigen Grundwasserreserven laut dem UNESCO-Bericht hingegen kaum genutzt. Nur drei Prozent der Ackerflächen seien mit entsprechenden Bewässerungssystemen ausgestattet, davon nutzen wiederum nur fünf Prozent Grundwasser. Eine weitere Erschließung des Grundwassers könnte demnach gerade in Afrika wirksam sein und die wirtschaftliche Entwicklung in einigen Ländern stark vorantreiben.