Gerade in Seen können sich vom Menschen verursachte Verunreinigungen lange halten und anhäufen, da der Wasseraustausch in den meisten Fällen relativ lange dauert. Dazu komme, dass sich rund um die Gewässer oft viele potenzielle Verschmutzer, wie Siedlungen und landwirtschaftliche Betriebe befinden, so die Studie, die im Fachmagazin „PLOS Biology“ veröffentlicht wurde.
In seiner Untersuchung fand das internationale Forschungsteam um Andrew Tanentzap von der University of Cambridge, dem u.a. auch der ebenfalls dort tätige österreichische Wissenschaftler Erwin Reisner angehört, heraus, dass bisherige Studien zur Verunreinigung der Seen den Gehalt an kleinsten Plastikpartikeln eher unterschätzten.
Proben aus 67 Seen
Für die Studie analysierten die Forscherinnen und Forscher eine Vielzahl an mit Schleppnetzen gesammelten Proben aus insgesamt 67 Seen in mehreren europäischen Ländern. „Gefischt“ wurden die zwischen 310 Mikrometer und fünf Millimeter kleinen Partikel und Mikrofasern zwischen April und September 2019.
Ihre Daten verglich das Team dann mit zahlreichen anderen einschlägigen Messungen. Von See zu See waren die gefundenen Konzentrationen zwar recht unterschiedlich, im Schnitt aber höher als in vorangegangenen Untersuchungen festgestellt wurde. Diese Anteile seien vergleichbar mit bisher aus Flüssen oder aus dem Meer bekannten Konzentrationen. Unter dem Mikroskop entpuppten sich 95 Prozent der gefundenen winzigen Teilchen als menschgemacht.
Mikroorganismen reduzieren Belastung
Das stärkste Vorhersagekriterium für die Verschmutzung war das Ausmaß an menschlichen Aktivitäten rund um das Gewässer. Sind Menschen in der Region sehr präsent, vervierfacht sich im Schnitt die Partikelkonzentration. Je weniger Wald sich in der Umgebung findet, desto höher ist die Belastung.
Für fünffach reduzierte Mikroplastik- und Mikrofaserverschmutzung sorgen allerdings hohe Konzentrationen an Mikroben, die derartige Verbindungen abbauen können. Das erkläre auch, warum sich in vielen weit nördlich gelegenen Seen mitunter recht hohe Konzentrationen finden, obwohl die Gegend nicht so dicht besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt ist. Hier sind in der Regel nämlich weniger derartige Organismen aktiv, so das Forschungsteam, das darauf hinweist, dass diese Kleinstlebewesen und ihre Fähigkeiten als „Müllverarbeiter“ weiter untersucht werden sollten.
Mehr Aufmerksamkeit für Seen notwendig
In vielen Gebieten werde die Verschmutzung durch den Menschen weiter zunehmen, halten die Forscherinnen und Forscher fest. Die mit der vorgestellten Methode gefundenen Erkenntnisse sollen jedenfalls dabei helfen, künftig Gewässer zu identifizieren, die ein besseres Abfall- und Abwassermanagementsystem bräuchten. Während das Thema Mikroplastik im Zusammenhang mit den Ozeanen viel Beobachtung erfahre, zeige die Studie, dass das Problem in Seen ebenso präsent, aber zu wenig erforscht ist.