Mann mit Kindern wirf Schatten an die Wand
APA/dpa/Peter Kneffel
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Welt-Autismus-Tag

Mehr Hilfe für Menschen mit Autismus gefordert

Autismus ist eine neurologische Besonderheit, die bei Betroffenen unterschiedlich ausgeprägt ist. Viele Menschen mit Autismus brauchen Unterstützung im Alltag – und diese müssen sie meist selbst bezahlen. Das muss sich ändern, fordert ein Wiener Verein zum Welt-Autismus-Tag.

Der 23-jährige Diego aus Wien hat das Asperger-Syndrom – eine Form des Autismus, die auch Greta Thunberg oder Elon Musk haben. Diego, der in Wien Musikwissenschaften studiert, nimmt sie sich als Vorbild. Er tue sich schwer, mit anderen Menschen zu kommunizieren und werde schnell nervös und gestresst, wenn er mit fremden Menschen in Kontakt treten muss, erzählt er gegenüber science.ORF.at. Viele Menschen mit Asperger-Syndrom haben Spezialwissen in einem bestimmten Bereich, so wie Diego über Radiofrequenzen, die er mit seinem Weltempfänger aufruft. In anderen Bereichen brauchen sie dafür Hilfe.

85.000 in Österreich betroffen

Diego bekommt diese Hilfe unter anderem von der Psychologin Johanna Kienzl vom Verein Nomaden. Gemeinsam sei autistischen Personen das Problem, mit anderen spontan zu kommunizieren oder zu Plaudern, auf andere einzugehen. Andere Bereiche seien wiederum ganz verschieden ausgeprägt: Manche seien schwer mehrfach beeinträchtigt, andere lebten selbständig. „Diego ist sehr intelligent und hat extrem viel Fachwissen in vielen Bereichen. In der Beratung gehe es großteils darum, wie er im Alltag selbständiger werden kann", erzählt Kienzl.

Rund 85.000 Menschen leben in Österreich mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Manche tun sich schwer, überhaupt zu sprechen und benötigen ständige Betreuung. Diego und die Psychologin Kienzl, die auch Obfrau des Vereins Nomaden ist, treffen sich einmal im Monat. Dem Student geht es besonders schlecht, wenn mit ihm oder in seiner Umgebung gestritten wird. Für Kienzl ist das verständlich: „Die ganzen Emotionen und dieses Hin und Her sind oft eine Überforderung." Sind andere impulsiv, sei schnell der Punkt erreicht, an dem Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung sich überfordert fühlen.

Betreuungsangebote „überlastet“

Auch in vielen anderen Bereichen brauchen autistische Menschen Hilfe und Unterstützung von Psychologinnen, Fachärztinnen, Sozialpädagogen und Therapeuten. Doch die muss oft privat bezahlt werden. Der Verein Nomaden fordert deshalb mehr Unterstützung vom Staat. „Wir fordern, dass Menschen mit Autismus ein Anrecht auf Förderung und – auch finanzielle – Unterstützung haben: Und zwar da, wo sie sie brauchen, und ein Leben lang“.

Anlässlich des Welt-Autismus-Tages am Samstag berichtete der Verein Nomaden heute auch in einer Pressekonferenz von einer „Überlastung der autismusspezifischen Förderung- und Beratungsangebote – besonders auch durch die Covid-Pandemie“. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Anrufe kontinuierlich und die Wartelisten werden immer länger, so Obfrau Kienzl.