Irmi, die schönste Katze der Welt, unvergessen
ORF – Lukas Wieselberg
ORF – Lukas Wieselberg
Crispr

Fachleute basteln an allergenfreien Katzen

Rund 15 Prozent aller Menschen leiden unter Allergien gegen Katzenhaare. Abhilfe könnten US-Biotechnologen und -Biotechnologinnen schaffen. Sie wollen mit Hilfe der „Genschere“ Crispr die Hauptursache für die Allergie aus dem Erbgut der Katzen schneiden – den Tieren soll das nicht schaden.

Eigentlich sind nicht die Haare das Problem, sondern bestimmte Eiweißverbindungen im Speichel, die die Katzen dank intensiver Fellpflege über den ganzen Körper verteilen. Allen voran das Protein „Fel d 1“ – eine Abkürzung für „Felis domestica“, was auf Lateinisch „Hauskatze“ bedeutet. Schon seit vielen Jahren steht das Protein im Mittelpunkt von Forschungsansätzen, die den Auslöser für die Katzenallergie bekämpfen.

Gen für die Tiere nicht essenziell

Ein Team um die US-Biotechnologin Nicole Brackett von der Firma Indoor Biotechnologies machte nun einen radikal klingenden Vorschlag: die Eliminierung des Gens, das „Fel d 1“ erzeugt. Um zu überprüfen, ob das den Katzen nicht schadet, verglichen sie die Gen- und Proteinsequenzen von rund 60 Exemplaren, darunter Hauskatzen, aber auch exotische Arten. Mit bioinformatischen Statistiken untersuchten sie die Entwicklung und funktionelle Bedeutung von Genen und Proteinen.

Das Ergebnis: Die Sequenzen unterscheiden sich relativ stark, das Gen ist aus evolutionärer Sicht also nicht allzu stabil – und somit auch nicht allzu bedeutsam für die Katzen. Und das macht es zu einem Kandidaten für die „Genschere Crispr“, die die Biotechnologie seit einigen Jahren revolutioniert hat. Mit Crispr können Forscherinnen und Forscher das Erbgut verändern und etwa unliebsame Abschnitte herausschneiden.

„Unsere Daten zeigen, dass ‚Fel d 1‘ ein rationaler und gangbarer Kandidat für eine Genlöschung ist“, sagt Nicole Brackett in einer Aussendung. „Wenn man die Hauptquelle der Allergie entfernt, könnten Menschen, die darunter leiden, stark profitieren.“ Erste Versuche, das Gen aus Katzenzellen im Labor mittels Crispr zu schneiden, seien zufriedenstellend verlaufen, schreiben die Fachleute in einer Studie, die am Montag im “CRISPR Journal“ erschienen ist.

Frage des Zeitpunkts

Schon zuvor hatte Brackett am Rande der Jahrestagung der US-Akademie für Allergieforschung gemeint, dass die Genbehandlung bei erwachsenen Katzen durchgeführt werden sollte – und zwar aus ethischer und kommerzieller Sicht. Aus wissenschaftlicher Sicht wäre eine Intervention in der Keimbahn freilich einfacher, so Brackett. Die Katzen würden so bereits ohne „Fel d 1“ geboren und könnten die nicht-allergenen Eigenschaften an die nächsten Generationen weitergeben. Ob das alles wirklich umgesetzt wird, steht freilich noch in den Sternen. Frühere Versuche, hypoallergene Katzen herzustellen, sind letztlich gescheitert.