Künstlerische Illustration der tagaktiven Eulen
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Fossilienfund

Eulen waren früher auch tagaktiv

Schlafen am Tag und aktiv sein in der Nacht: Das ist ein typisches Merkmal der meisten Eulenarten. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie ein spektakulärer Fund von versteinerten Eulenknochen in China jetzt zeigt. Das mehr als sechs Millionen Jahre alte Fossil gibt Hinweise darauf, dass das Tier tagsüber gejagt hat.

Anhand der gut erhaltenen Augenknochen konnten die Forscherinnen und Forscher analysieren, wann die Eule besonders aktiv war: Denn das Tier besitzt einen großen sogenannten Skleralring um das Auge – eine knöcherne Struktur, deren Form und Größe typisch für Tiere ist, die untertags aktiv sind. Nach Analyse der äußeren Gestalt und der Entwicklungsgeschichte kommen die Autorinnen im Fachmagazin „PNAS“ zum Schluss, dass die Eule mit dem Namen „Miosurnia diurna“ vermutlich kleine, tagaktive Säugetiere in einer savannen-ähnlichen Umgebung gejagt hat, in der Nähe des Hochlands von Tibet.

Fossile Überreste der Eule
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Fossilfund mit eingefärbtem Skleralring

Mehr Beute auch am Tag

Für die Forscherinnen ist das nun entdeckte Fossil ein Hinweis darauf, dass sich innerhalb der ansonsten nachtaktiven Tiere eine Linie von Tagesjägern entwickelt hat. Und zwar vermutlich deshalb, weil sich die baumlosen Gras- und Buschlandschaften im Miozän – also vor fünf bis 23 Millionen Jahren – ausgedehnt haben, das Klima ist abgekühlt. Dadurch könnten die Tiere auch am Tag ausreichend Nahrung gefunden haben.

An sich vermutet man, dass Eulen deshalb nachtaktiv sind, weil in dieser Zeit weniger Konkurrenz vorhanden ist – und weil andere Tiere die Jäger im Dunklen oft nicht so gut wahrnehmen können. Auch wenn die Miosurnia diurna selbst ausgestorben ist – einige bei Tag aktive Eulen gibt es noch heute: etwa die Schnee-Eule, die Sperbereule und die Sumpfohreule.