Ein Mädchen liegt im Bett und schaut auf ihr Handy
shangarey – stock.adobe.com
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Psychologie

Social Media macht Pubertierende unzufrieden

Viel Zeit in sozialen Netzwerken zu verbringen, kann Kinder und Jugendliche unglücklich machen. Der Zeitpunkt ist laut einer britischen Studie abhängig vom Geschlecht. Mädchen sind zwischen elf und 13 Jahren am sensibelsten, Buben zwischen 14 und 15 – also in der beginnenden Pubertät.

Wie sich der Gebrauch von TikTok, WhatsApp und Co. auf das Gemüt von Jugendlichen auswirkt, ist seit Langem umstritten. Fakt ist: Schon vor der CoV-Pandemie gab es in dieser Altersgruppe immer mehr Fälle von Depression und Angststörungen. Ebenso sind Social Media immer wichtiger geworden und damit auch die Dringlichkeit, sich dem Bekanntenkreis mediengerecht zu präsentieren. Eine übertriebene Fixierung auf bestimmte Körperbilder, weniger Zeit im Freien und Schlafmangel sind einige der Ursachen, die zu Unzufriedenheit oder gar Unglück beitragen können.

80.000 Probandinnen und Probanden

Sehr stark ist der Zusammenhang laut bisherigen Studien nicht. Das zeigt auch die aktuelle Arbeit, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen ist. Sie weist aber darauf hin, wie wichtig das Alter bei dieser Frage ist. Ein Team um die Psychologin Amy Orben von der Universität Cambridge hat dafür Daten von zwei britischen Langzeitstudien ausgewertet, die die Lebenszufriedenheit von rund 80.000 Zehn- bis 80-Jährigen über ein Jahrzehnt lang maßen – und zwar einmal pro Jahr. Gefragt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den entsprechenden Fragebogen unter anderem auch nach der Zahl der in sozialen Netzwerken verbrachten Stunden pro Tag.

Zwei verletzliche Zeiträume

Die beiden Faktoren hängen laut Studie in allen Altersgruppen zusammen, statistisch signifikant aber nur in jungen Jahren. Elf- bis 13-jährige Mädchen, die viel über Social Media kommunizierten, waren ein Jahr später deutlich unzufriedener. Bei Buben war das im Alter zwischen 14 und 15 der Fall. Das könnte laut den Fachleuten mit der früher einsetzenden Pubertät der Mädchen zu tun haben.

Bei beiden Geschlechtern gab es einen zweiten Zeitraum, an dem Unzufriedenheit eindeutig mit dem intensiven Gebrauch sozialer Netzwerke zu tun hat, nämlich mit 19 Jahren. Hier könnten soziale Veränderungen, etwa das Verlassen des Elternhauses oder der Start ins Berufsleben, die Ursache sein.

Keine Verurteilung der sozialen Netzwerke

Die Studie will keine Alarmglocken läuten lassen, „sie untersucht Durchschnittswerte, d.h. nicht alle jungen Menschen werden durch Social Media negativ in ihrem Wohlbefinden beeinflusst“, sagt Rogier Kievit, Mitautor und Neurowissenschaftler an der niederländischen Universität Radboud. „Für manche können sie sich auch positiv auswirken. Wer sich mit ihrer Hilfe mit Freunden vernetzt, über Probleme spricht, über die er oder sie sonst nicht sprechen kann – für die sind soziale Netzwerke sehr wertvoll.“

Dafür spricht auch ein weiterer Befund der aktuellen Studie, der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Social-Media-Nutzung bestehe auch in der anderen Richtung: Wer sich unglücklich fühlt, gebraucht soziale Netzwerke ein Jahr später tendenziell öfter – und zwar in allen Altersgruppen. Für manche scheint die Internetkommunikation also nicht der Auslöser für Unzufriedenheit zu sein, sondern eine Möglichkeit, damit umzugehen.