Rettenbachgletscher im Ötztal
APA/BARBARA GINDL
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Gletscherbericht

Gletscherschwund schreitet voran

Der Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) verheißt erneut nichts Gutes. In der Messperiode 2020/21 habe es zwar einen vergleichsweise geringeren durchschnittlichen Rückzug der Gletscher gegeben, das ändere aber nichts am langfristigen negativen Trend.

Dass der Gletscherschwund nicht so stark ausgefallen ist wie in den Vorjahren, hänge mit den Witterungsbedingungen zusammen, sagten die Leiter des ÖAV-Gletschermessdienstes, Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, am Freitag in einer Pressekonferenz des Österreichischen Alpenvereins. Der Hochsommer verlief, betreffend der Temperaturen, annähernd normal.

„Der Mai hat als Wintermonat noch viel Schnee auf die Gletscher gebracht. Es gab mehrere Wetterstürze auf dem Niveau von 3.000 Metern Seehöhe“, so Lieb. „Die Schneebedeckung hat die Gletscher relativ lange geschützt.“ Doch dass dem „Ewigen Eis“ zuletzt stark zugesetzt worden war, zeigen die Messwerte schwarz auf weiß.

„Den Gletschern geht es nicht gut“

In der Venedigergruppe wurden mit einem durchschnittlichen Minus von 22,7 Metern die stärksten Rückgänge registriert, gefolgt von den Gletschern im Zillertal mit minus 15,5 Metern. Der Schlatenkees in der Venedigergruppe verzeichnete eine Abnahme der Eismassen um 54,5 Meter, die Pasterze (Glocknergruppe) zog sich um 42,7 Meter zurück. In Salzburg war der Untersulzbachkees mit 35,5 Metern am stärksten betroffen, in Oberösterreich war es der Große Gosaugletscher mit minus 11,5 Meter. In Vorarlberg wurden von den ehrenamtlichen Mitarbeitern 20,2 Meter Rückgang gemessen.

Gletscherbericht, Alpenverein, Grafik
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Das Bild der vergangenen fünf Jahre setze sich damit im aktuellen Gletscherbericht fort, so Kellerer-Pirklbauer: „Von Vorstößen sind wir weit entfernt.“ Die letzten Vorstöße wurden in den 1930er gemessen. „Es ist ganz klar, dass der Negativtrend anhält. Den Gletschern geht es nicht gut“, so der Experte. Daher appellierte der Alpenverein an die Politik und an die Bevölkerung, Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung zu setzen bzw. das eigene Verhalten zu verändern.

„Jeder Einzelne kann sich einschränken“

„Gletscher sind das sichtbare Zeichen der Klimaveränderung“, so ÖAV-Vizepräsidentin Ingrid Hayek. Sie zeigte sich überzeugt, dass die „Mehrheit der Bevölkerung bereit ist, etwas zu verändern“. Jeder Einzelne könne sich einschränken, so Hayek. UNd sie fordert Maßnahmen in der Klimapolitik: „Man könnte etwa statt das Pendlerpauschale zu erhöhen das Klimaticket verbilligt oder gratis anbieten.“