Die Weltraumstation ISS sollte ein Friedensprojekt im Weltraum sein, Zusammenarbeit trotz Konkurrenz, das stand hier im Fokus der Kooperation von Russland, den USA und Europa. Doch nun droht Russland mit dem Aus, sollten die politischen Sanktionen nicht vollständig aufgehoben werden. Und das erscheint derzeit äußerst unrealistisch.
Europa bangt um bemannte Raumfahrt
Das Ende der ISS wäre für Europa das vorläufige Ende der bemannten Raumfahrt, so Manfred Steller, Gruppenleiter am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. Während die USA schon länger über eine Neuausrichtung ihrer Weltraumforschung nachdenken und verstärkt eigene Wege gehen wollen, seien die Europäer besonders betroffen von einem russischen Ausstieg aus der ISS. Die Europäische Weltraumorganisation ESA betreibe eher Grundlagenforschung. Bemannte Raumfahrt finde eigentlich nur über die ISS statt, so Steller.
USA gehen eigene Wege
Doch Europa könnte sich den USA anschließen. Deren neue Raumfahrtprogramme fokussieren vor allem eine Rückkehr zum Mond. „Ob die Europäer in diese Richtung investieren möchten, wird sich zeigen“, so Steller.
Noch hat Russland nicht ernst gemacht mit seiner Drohung, doch ausschließen will Manfred Steller das nicht. Russland sorge zum Beispiel für frisches Wasser und frischen Sauerstoff auf der ISS, das müssten dann die USA übernehmen. Den Europäern fehle es an Mitteln. „Die Europäer haben zwar auch ein spezielles Transferfahrzeug, aber das war nur zwei- bis dreimal im Einsatz, und ich glaube nicht, dass das weiterentwickelt wird“, so Steller.
Russland will sich abkoppeln
Während sich die Wissenschaftler über die Grenzen friedlich verständigen, treibt die Politik einen Keil zwischen sie. Einem Gerücht zufolge gibt es Pläne, auf der ISS nun auch Grenzen zwischen den Nationen zu ziehen.
„Angeblich plant Russland, Teile abzukoppeln und eine neue Station zu bauen. Aber das halte ich für unwahrscheinlich, vor allem bei der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Russland“, so Manfred Steller. Die Moskauer Führung werde jedenfalls in Kürze Fristen für ein Ende der Kooperation vorschlagen, das teilte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, am Samstag über Telegram mit.