Zöbelboden im Nationalpark Kalkalpen
ÖBf-Archiv/W. Simlinger
ÖBf-Archiv/W. Simlinger

Waldschädlinge werden aggressiver

Je mehr Dürreperioden ein Baum erlebt hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass er stirbt, wenn er von Schädlingen befallen wird. Die Zahl der Nadelwälder in Europa, die durch Insektenbefall abgestorben sind, hat laut einer neuen Studie in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Trockenheit bestimmt darüber mit, ob ein Baum Schädlingsbefall überleben kann. Die Klimaerwärmung ermöglicht es, dass selbst Wälder, die sich in ihrer optimalen Umgebung befinden, etwa von Borkenkäferbefall betroffen sein können. Große Hitzewellen und damit einhergehende Dürren brächten sie an die Grenze ihrer Widerstandsfähigkeit und setzten sie dem Insektenbefall aus.

Dieser „tödliche Cocktail“ sei der Auslöser für das Baumsterben aufgrund von Schädlingen in großen Waldbeständen. Die Widerstandsfähigkeit eines Waldes gegen den Befall durch die Insekten hänge fast ausschließlich von der Trockenheit sowie deren Intensität und Dauer ab.

Wälder haben ein Gedächtnis

In der Studie seien in den vergangenen zehn Jahre Nadelwälder in ganz Europa untersucht worden, berichtet die Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Demnach waren Wälder in der Mitte, im Norden und im Südosten des Kontinents am stärksten betroffen. Die Studie wurde von Forscherinnen und Forschern des Centre for Research on Ecology and Forestry Applications (CREAF) an der der Autonomen Universität Barcelona sowie dem WSL geleitet. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Global Change Biology“ veröffentlicht.

Die Auswirkungen der Trockenheit sind demnach kumulativ: Laut der Studie haben Wälder ein Gedächtnis, und je mehr Dürreperioden in ihrer Geschichte vorkommen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie von Insekten befallen werden.

Fast jeder dritte Baum von Käfer befallen

Die globale Erwärmung begünstige die Vermehrung einiger Waldschädlinge, wie zum Beispiel von Kiefernborkenkäfern der Gattungen Tomicus und Ips, und führe gleichzeitig zu intensiveren Dürreperioden. Von den Tausenden untersuchten Bäumen seien fast 30 Prozent von einer Scolytide befallen, der Familie holzbohrender Käfer, die Nadelbäume am häufigsten besiedelt. Sechs Prozent der Bäume seien bereits abgestorben.

Neben Trockenheit und Temperatur gebe es aber noch andere Faktoren, die Bäume für den Befall durch diese Schädlinge empfänglich machen, wie die Struktur des Waldes und die Zusammensetzung der Baumarten.