Künstlerische Darstellung von RS Ophiuchi
superbossa.com/MPP
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Gammastrahlenausbruch

Hundert Milliarden Mal energiereicher als Licht

Im August 2021 haben sich im Sternbild des Schlangenträgers hochenergetische Blitze entladen. Laut Astronomen handelte es sich dabei um die energiereichsten je bei einer Nova gemessenen Gammastrahlen. Sie wiesen Energien von 250 Gigaelektronenvolt auf. Das ist hundert Milliarden Mal energiereicher als das sichtbare Licht.

Im Sternbild des Schlangenträgers ereignen sich immer wiederkehrende Novas, etwa im Abstand von 15 Jahren. Die gigantischen Explosionen im Doppelsternsystem RS Ophiuchi können entstehen, weil sich dort ein Weißer Zwerg und ein Roter Riese umkreisen. Rote Riesen sind aufgeblähte, alte Sterne, Weiße Zwerge ausgebrannte, winzige, extrem dichte Sterne. Kommen sie im Doppelpack vor, übertragen Sternwinde des Roten Riesen ihre Materie auf den Weißen Zwerg. Sobald dieser zu viel davon verschluckt hat, kommt es zu einer thermonuklearen Explosion.

Mit den „Magic“-Teleskopen (Major Atmospheric Gamma Imaging Cherenkov) auf der Kanareninsel La Palma (Spanien) beobachteten die Forscher unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Physik (MPP) in München den jüngsten Ausbruch. Beteiligt war auch der am Institut für Astro- und Partikelphysik an der Universität Innsbruck tätige Paolo Da Vela. Die Messungen legen demnach nahe, dass die Gammastrahlen von energiereichen Protonen ausgingen, die in der Schockwelle auf Hunderte von Gigaelektronenvolt beschleunigt wurden.

„Damit kommen Nova-Ausbrüche auch als Quelle für die kosmische Strahlung in Frage“, sagte einer der Autoren der nun im Fachmagazin „Nature Astronomy“ erschienenen Studie, David Green vom MPP. Allerdings trügen sie nur in ihrer unmittelbaren Umgebung zur kosmischen Strahlung bei. Die Hauptakteure seien Supernova-Überreste. „Die Schockwellen, die von dieser Art Sternexplosion ausgehen, sind bedeutend heftiger als bei einer Nova“, so Green.