Wir verdanken ihm so praktische Erfindungen wie den Haartrockner-Popcorn-Automaten, die Anti-Schwerkraft-Kanone, die Butterbrot-Schmiermaschine – und nicht zuletzt die Denkkappe, die den Ideenfluss im Kopf in Gang bringen soll.
Wissenschaftsforscherin Ulrike Felt war schon als Kind von der Figur Düsentrieb fasziniert, vor allem von seiner „Narrenfreiheit, sich Dinge ausdenken und auszuprobieren – obwohl natürlich bei seinen Erfindungen ganz viele Dinge schiefgegangen sind“.
Prinzip Verantwortung
Das sei der Punkt, wo sich der gesellschaftliche Wandel am deutlichsten festmachen lässt. Damals wurden neue Technologien noch recht naiv und mit großem Optimismus betrachtet – heute dagegen weiß man: Da sind immer auch potenzielle Risiken dabei, Innovation impliziert auch immer ein gewisses Maß an Verantwortung.
Gewandelt hat sich auch das Bild des Innovators. Wurde früher der schrullige Erfinder noch als Vorbild angesehen, hat sich der Habitus heute stark in wirtschaftliche Richtung verschoben.
Typus Elon Musk
Als Impulsgeber werde nun wohl ein Entrepreneur vom Typus Elon Musk wahrgenommen, sagt Felt. „Ein Innovator muss heute sehr viel mehr können, er muss eine Business-Person sein, er muss die Umsetzung seiner Ideen und ihre Auswirkungen mitdenken – das ist eine ganz andere Persönlichkeit.“
Für den Übergang vom alten zum neuen Typus gebe es einen – auch bildlich – instruktiven Beleg, betont Felt. Vom Genetikpionier und Unternehmer Craig Venter existiert eine Fotografie, auf der er sich halb im Anzug, halb im Labormantel ablichten ließ, um damit seine wissenschaftlich-ökonomische Doppelrolle öffentlich zu inszenieren.
Gesucht: Daniela Düsentrieb
Auffällig an der Traditionslinie der Innovatoren ist jedenfalls auch: Beispiele für weibliche Pionierleistungen gäbe es – von Hedy Lamarr bis hin zu Emanuelle Charpentier – zwar genug. Doch die mediale Aufmerksamkeit eines Musk hat bisher noch keine Frau erreicht.
Warum ist das so? „Gesellschaftlicher Wandel ist träge“, sagt Felt. Ihre Bilanz fällt dennoch positiv aus: In Sachen Gleichstellung habe sich viel getan, betont die Wissenschaftlerin von der Uni Wien, der Weg sei eben noch nicht zu Ende. „Ich konnte mir als junge Frau noch den Satz anhören: Haben Sie keinen Mann, der Sie versorgt? Das würde sich heute niemand mehr zu sagen trauen.“
Optimierung ist nicht genug
Wie sieht es hierzulande mit dem Erfindergeist aus? Kann man den auch quantifizieren? Das versucht regelmäßig der Europäische Innovationsanzeiger festzustellen. Europameister in Sachen Innovation ist die Schweiz vor Schweden und Finnland. Österreich befindet sich mit Rang zehn im Vorderfeld, gleichwohl nicht in der Spitzengruppe. Bei der Modernisierung und Optimierung des Vorhandenen sei Österreich top, ein Vorzeigebetrieb sei etwa die voestalpine, sagt Innovationsforscher Jürgen Janger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Gute Noten bekommt Österreich auch für sein Investment in Forschung und Entwicklung.
Schlechter sehe dort aus, wo es um radikal Neues, um Risikofreude und wirtschaftliches Neuland geht, so Janger. „Unternehmen, die einen neuen Industriezweig begründet haben – so wie das etwa im Silicon Valley gelungen ist –, sehen wir in Österreich nur sehr selten, auch seltener als im europäischen Durchschnitt.“
Bildung als strukturelles Defizit
Dieses Nachhinken im Bereich des Strukturwandels hat mehrere Ursachen. Dass in anderen Ländern eine innovationsfreundlichere Mentalität herrscht, zu der etwa auch eine Kultur des Scheiterns gehört, ist wohlbekannt.
Janger sieht darüber hinaus auch im Bildungssystem Österreichs ein strukturelles Defizit: „Bei uns zielt das Bildungssystem vor allem darauf ab, Schwächen auszumerzen. Aber weniger, die Schülerinnen und Schüler in ihren Begabungen zu stärken. Dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten brauche ich aber, um etwas völlig Neues in die Welt zu setzen.“ Ein bisschen mehr Wagnis würde auch Österreichs Wirtschaft nicht schaden – und Österreichs Gesellschaft insgesamt wohl auch, meint Janger.