Nationalpark Donauauen bei Stopfenreuth
APA/HERBERT NEUBAUER
APA/HERBERT NEUBAUER
Inventur im Nationalpark

Donau-Auen: Vielfalt um 25 Prozent gestiegen

Totholz, alte Bäume und Sträucher wurden mehr, invasive Arten konnten hintangehalten werden, und die biologische Vielfalt hat in den vergangenen zehn Jahren um ein Viertel zugenommen: Der Nationalpark Donau-Auen entwickelt sich zum Vorteil der Natur, berichteten Experten bei einem Symposium in Wien.

Seit 1998 steht im Naturpark Donau-Auen alle zehn Jahre eine gründliche „Naturrauminventur“ an, so Eduard Hochbichler vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Die jüngste Bestandsaufnahme wurde von Birgit Rotter vom Nationalparkbetrieb Donau-Auen der Österreichischen Bundesforste und Werner Fleck vom Forstamt der Stadt Wien gemanagt. Neben einer Waldinventur (Bäume und Sträucher) inspizierten die Inventurteams auch den Bodenbewuchs und die Wiesen (Offenlandgesellschaften).

„Für mich war es wahnsinnig beeindruckend, wie groß die Vielfalt der Aubäume ist“, sagte Rotter. Die Inventurteams wurden deswegen mit großem Aufwand eingeschult: „Die Bestandsaufnahme hat im Winter stattgefunden und die Teams mussten die 93 verschiedenen Gehölze des Naturparks unbelaubt teils als 20 Zentimeter kleine Keimlinge erkennen“, berichtete sie. Bei keiner anderen Waldinventur in Österreich könne man mit solch einem Reichtum an Bäumen und Büschen rechnen.

„Eschentriebsterben“ hindert Verjüngung

„Der häufigsten Baumart, nämlich der Esche geht es leider nicht gut“, so die Expertin. Das „Eschentriebsterben“ durch einen eingeschleppten Pilz (Hymenoscyphus fraxineus) setzt ihr zu und hindert ihre Verjüngung im Auwald. Das Bild des Nationalparks wird sich verändern, denn diese Baumart wird seltener werden, meint sie. Ein weiterer Trend ist durch den Klimawandel bedingt: Es wird trockener. Auch dies wird den Auwald verwandeln.

Maßnahmen gegen teils überhandnehmende, künstlich eingebrachte Baumarten wie Hybridpappeln, Götterbäume und Eschen-Ahorn waren erfolgreich, so die Experten: Ihre Weiterverbreitung konnte gestoppt werden und vor allem der Anteil der Hybridpappeln wurde durch Management-Maßnahmen reduziert. Die freigewordenen Lücken haben Sträucher erobert. „Für mich als Zoologin war es überraschend, dass sie es schafften, trotz Wildeinfluss so massiv zu wachsen“, erklärte Rotter: „Oft sieht man im Naturpark Strauchrasen, die auf der Höhe der Hirsche wirklich abgemäht sind“. Doch die Büsche hielten dies offensichtlich gut aus.

Im ganzen Naturpark mehr Vielfalt

Auch der Anteil an durchmesserstarken Bäumen habe sich deutlich erhöht, sagte Hochbichler: „Das war freilich zu erwarten, denn sie werden nun nicht mehr als ‚erntereife Bäume‘ geschnitten, wenn sie einen Durchmesser von 60 oder 70 Zentimetern erreichen“. Auch der Totholzanteil nahm markant zu, und zwar fast um das Vierfache.

Wenn man aus einem guten Dutzend verschiedener Indikatoren wie der Verjüngung, der Biomasse, dem Waldbestand, Totholzanteil, der Stärke der Bäume, dem Durchwurzelungscharakter und der Borkendiversität eine Maßzahl für die Biodiversität (natürliche Vielfalt) ermittelt, hat sich diese in Vergleich zur Inventur vor zehn Jahren um bis zu 25 Prozent erhöht, berichtete Hochbichler. Dies sei im gesamten Naturpark zu beobachten. Die Vielfalt könne auch in den kommenden Dezennien weiter steigen, der Experte sieht im „Leistungsvermögen“ des Naturraums Donau-Auen noch viel Potenzial.

Die Ergebnisse der Nationalpark-Inventur wurden beim zweitägigen Symposium „Lobau soll leben – Wasser für die Au – Erkenntnisse und Perspektiven aus der Wissenschaft“ am Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien präsentiert, das heute, Donnerstag zu Ende geht.