Illustration eines riesigen Ichthyosauriers aus der späten Trias, der sich von einem Tintenfischschwarm ernährt
Marcello Perillo/ Universität Bonn
Marcello Perillo/ Universität Bonn
Paläontologie

Meeressaurier in Hochalpen waren riesig

Vor über 30 Jahren haben Forscherinnen und Forscher in den Schweizer Hochalpen Überreste von drei Ichthyosauriern gefunden. Der Zahn eines der riesigen Meeressaurier ist laut neuen Analysen der größte bisher entdeckte seiner Art.

„Er ist für Fischsaurier-Verhältnisse riesig: Seine Wurzel hatte einen Durchmesser von 60 Millimetern“, erklärte der Paläontologe Martin Sander von der Universität Bonn, Hauptautor einer soeben in der Fachzeitschrift „Journal of Vertebrate Paleontology“ veröffentlichten Studie. „Das bisher größte noch in einem vollständigen Schädel steckende Exemplar lag bei 20 Millimetern und stammt von einem Ichthyosaurier, der fast 18 Meter lang war.“.

Martin Sander mit einer Rippe des größeren Skeletts
Laurent Garbay, Universität Bonn
Martin Sander mit einer Rippe des größeren Skeletts

Giganten der Urozeane

Ichthyosaurier waren riesige Meeresreptilien, die erstmals vor 250 Millionen Jahren in der frühen Triaszeit auftauchten und vor 200 Millionen Jahren ausstarben. Nur eine kleinere, delphinähnliche Unterart überlebte bis vor 90 Millionen Jahren. Diese Giganten der Urozeane mit den langgestreckten Körpern und relativ kleinen Köpfen wogen bis zu 80 Tonnen und waren bis zu 20 Meter lang.

Anders als die Dinosaurier hinterließen die Fischsaurier kaum fossile Reste. „Warum, ist bis heute ein großes Rätsel“, erklärte Sander. Insgesamt entdeckten Forscherinnen und Forscher im Schweizer Kanton Graubünden auf 2.800 Metern Höhe die Fossilien von drei Ichthyosauriern. In diese Höhe gelangten die Saurierüberreste durch die Auffaltung der Alpen. Ausgegraben wurden die rund 205 Millionen Jahre alten Überreste bereits zwischen 1976 und 1990, sie wurden aber erst jetzt im Detail analysiert.

Wurzel des Zahns mit Durchmesser von 60 Zentimetern
Rosi Roth, Universität Zürich
Wurzel des Zahns mit Durchmesser von 60 Millimetern

Rätsel um Zähne

Neben dem Zahn wurden auch zehn Rippenfragmente und ein Wirbelknochen ausgegraben, die auf ein Tier von rund 20 Metern Länge hindeuten. Damit wäre dieser Ichthyosaurier ein wahrer Gigant gewesen und in etwa so lang wie das größte bisher gefundene Exemplar, der in Kanada entdeckte 21 Meter lange Ichthyosaurier Shastasaurus sikkanniensis.

„Besonders spannend ist aus unserer Sicht jedoch der Zahn“, erklärte Sander. „Es ist schwer zu sagen, ob dieser Zahn von einem großen Ichthyosaurier mit riesigen Zähnen stammte oder aber von einem gigantischen Ichthyosaurier mit normalgroßen Zähnen.“

Die aktuelle Forschung geht eigentlich davon aus, dass sich extremer Riesenwuchs und eine räuberische Lebensweise, die Zähne erfordert, nicht miteinander vereinbaren lassen. So ist etwa das größte derzeit lebende Tier, der 30 Meter lange Blauwal, zahnlos. Der zähnetragende Pottwal ist mit 20 Metern hingegen deutlich kleiner. „Viel größer als ein Pottwal können Meeresraubtiere daher vermutlich gar nicht werden“, erklärte Sander.