Kinder der Gruppe der Unterdreijährigen essen Apfelspalten
APA/HERBERT NEUBAUER
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Ernährung

Vegetarische Kinder ähnlich gesund wie Fleischesser

Kinder, die sich vegetarisch ernähren, sind ähnlich gesund wie Fleisch essende. Sie entwickeln sich auch ähnlich schnell, neigen allerdings eher zu Untergewicht. Das zeigt eine neue Studie aus Kanada, die rund 9.000 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und acht Jahren verglichen hat.

Grundsätzlich sei eine pflanzenbasierte Ernährung sehr gesund, sagt der Kinderarzt Jonathan Maguire vom St. Michael’s Hospital of Unity Health Toronto. „In den vergangenen 20 Jahren ist sie immer beliebter geworden.“ Systematisch untersucht worden sei ihre Wirkung bei Kindern bisher aber nur selten. Mit Kolleginnen und Kollegen hat er deshalb nun Daten der Studie „Target Kids“ ausgewertet und die Resultate soeben in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlicht.

In Sachen Body-Mass-Index (BMI), Körpergröße, Eisen-, Vitamin-D- sowie Cholesterin-Level unterschieden sich die Fleisch essenden Kinder kaum von Gleichaltrigen, die sich vegetarisch ernährten. Letztere hatten allerdings eine fast doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für Untergewicht. Einen Zusammenhang mit Übergewicht oder Dickleibigkeit fanden die Forscherinnen und Forscher nicht.

Untergewicht ist grundsätzlich ein Hinweis auf Unterernährung. Der Gesundheitszustand von Kindern, die kein Fleisch essen, sollte deshalb besonders häufig überprüft werden, betont Maguire. Und ebenso der konkrete Speiseplan – denn vegetarische oder vegane Ernährung kann sehr unterschiedliche Nährstoffe enthalten und sich dementsprechend verschieden auswirken.

“Vegan“ nur bedingt zu empfehlen

Bleibt die Frage, warum die Studie kaum Unterschiede beim BMI der Kinder festgestellt hat, sehr wohl aber bei der Wahrscheinlichkeit für Untergewicht. Das könnte an methodischen Fehlern der Studie liegen, meint der Ernährungsforscher Peter von Philipsborn von der Universität München. So wurde etwa eine Methode für die Klassifikation von Kindern als untergewichtig verwendet, die für Kinder europäischer Herkunft entwickelt wurde – ein Drittel der vegetarischen Kinder der Studie war allerdings asiatischer Herkunft. „Dies kann möglicherweise die Erklärung dafür sein, weshalb der Anteil von Kindern mit Untergewicht unter den vegetarisch oder vegan ernährten Kindern in der aktuellen Studie höher erscheint.“

Auch unterscheidet die Studie nicht zwischen „vegetarisch“ und „vegan“. Bei einer rein pflanzlichen Ernährung könne es aber zu einem Vitamin-B-12-Mangel kommen, wie von Philipsborn betont. „Deshalb sollten alle Menschen, die sich vegan ernähren, ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen.“ Eine vegetarische Ernährung, die neben pflanzlichen Lebensmitteln auch Milch und Eier enthält, ist laut dem Experten hingegen auch für Kinder empfehlenswert, sollte aber – wie jede Ernährung – ausgewogen und abwechslungsreich sein.