Umwelt

Millionen Tonnen Mikroplastik wandern durch die Luft

Durch Wind gelangen kleine Kunststoffteilchen innerhalb weniger Tage an die entlegensten Orte der Welt. Nach Schätzungen eines internationalen Forscherteams werden pro Jahr bis zu 25 Millionen Tonnen Mikro- und Nanoplastik durch Meeresluft, Schnee, Meeresgischt und Nebel oft Tausende Kilometer über Länder, Kontinente und Ozeane transportiert.

Dort können die Teilchen das Oberflächenklima und die Gesundheit von Ökosystemen beeinflussen, warnen die Autoren vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung Potsdam und des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in einer soeben in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Earth and Environment“ veröffentlichten Studie. Lagern sich dunklere Partikel etwa im Schnee und Eis ab, könnten sie deren Fähigkeit verringern, Sonnenenergie zu reflektieren. Das führt dazu, dass Schnee und Eis schmelzen.

Dunklere Meeresflächen wiederum absorbieren mehr Sonnenenergie, wodurch sich die Ozeane weiter erhitzen. Darüber hinaus können Mikroplastikpartikel in der Atmosphäre als Kondensationskerne für Wasserdampf dienen und so die Wolkenbildung und langfristig auch das Klima beeinflussen.

Reifenabrieb und Abgase

Die Kunststoffteilchen gelangen zum einen durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre und werden dort mitgetragen, etwa Partikel aus Reifen- und Bremsabrieb vom Straßenverkehr oder von den Abgasen aus Industrieprozessen. Laut der Übersichtsstudie wird auch eine beträchtliche Menge über die Meeresumwelt transportiert.

Erste Untersuchungen legen demnach nahe, dass Mikroplastik aus der Küstenzone über abgetragenen Strandsand ins Meer gelangt. Durch Gischt, Wind und Wellen bilden sich Luftblasen im Wasser, die Mikroplastik enthalten. Dieses gelangt in die Atmosphäre, wenn die Blasen platzen.