Vegetarisch, Pasta, Speisekarte, Essen
Engin_Akyurt, Pixabay, CC0
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Weniger CO2 durch klimafreundliche Speisekarten

Die Gestaltung von Speisekarten in Restaurants kann beeinflussen, ob sich Gäste eher für klimafreundliche oder klimaschädliche Gerichte entscheiden, wie eine neue Studie zeigt. Der CO2-Fußabdruck in der Gastronomie könnte so mit ganz einfachen Mitteln stark gesenkt werden.

Viele Menschen versuchen klimafreundlicher zu leben. Je unkomplizierter das ist, desto öfter gelingt es im Alltag. Im Gegensatz zum Einkauf im Supermarkt, ist es beim Besuch eines Restaurants oft schwierig, sich ein schnelles Bild über Herkunft und Produktionsbedingungen der verwendeten Lebensmittel zu machen. Die Studie, die nun im Fachjournal „PLOS Climate“ veröffentlicht wurde, untersuchte, wie der CO2-Fußabdruck sichtbarer gemacht werden kann – und welche Auswirkungen das auf die Speisenwahl der Gäste hat.

Das Forschungsteam um Ann-Katrin Betz und Benedikt Seger vom Institut für Psychologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg wollte mit der Studie herausfinden, ob und wie Gastronomiebetriebe durch die Gestaltung ihrer Speisekarten zum Klimaschutz beitragen können. Aktuell sind die weltweiten Treibhausgasemissionen auf einem historischem Höchststand.

Wahl zwischen Rind, Hendl und Falafel

256 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten in einem Onlineexperiment aus neun Speisekarten jeweils ein Gericht auswählen. Bei der Gestaltung dieser Speisekarten verfolgte das Forschungsteam zwei Ansätze: Einerseits wurden neben den einzelnen Speisen Angaben zum jeweiligen CO2-Fußabdruck gemacht – ähnlich den mittlerweile üblichen Angaben zu Allergenen.

Und andererseits wurden Gerichte, bei denen die Gäste zwischen unterschiedlichen Optionen wählen konnten, standardmäßig entweder mit der klimafreundlichsten oder der klimaschädlichsten Option angeboten. Ein Beispiel: Ein Couscous-Salat konnte wahlweise mit Rindfleisch, mit Schawarma aus Hendl oder mit Falafel bestellt werden. Rindfleisch verzeichnet die höchsten CO2-Emissionen, die Kichererbsenbällchen den niedrigsten, Hühnerfleisch liegt dazwischen.

Simpel in der Umsetzung

Die neun Speisekarten, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Experiments vorgelegt wurden, unterschieden sich darin, ob bei den Gerichten eine Grafik mit dem jeweiligen CO2-Fußabdruck abgebildet war. Und darin, wie klimafreundlich die Standardvariante der Gerichte war, etwa ob der Gast die klimaschädlichere Variante, wie das Rindfleisch, bei der Bestellung extra angeben musste.

Die Analyse der Ergebnisse zeigte, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eher klimafreundliche Gerichte wählten, wenn sie die jeweiligen CO2-Fußabdrücke miteinander vergleichen konnten; und wenn die emissionsarme Variante einer Speise, wie etwa der Couscoussalat mit Falafel, als Standardoption angegeben war. „Die Gestaltung von Speisekarten kann den CO2-Fußabdruck des Gastronomiebetriebs verringern und zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen“, fassen die Studienautorinnen und -autoren die Ergebnisse zusammen. Dies zu berücksichtigen, sei „eines der einfachsten Dinge, die Restaurantbesitzer tun können“.

WWF-Studie: Ernährung hat Einfluss auf Artenvielfalt

Wie eine aktuelle Studie der Umweltorganisation WWF zeigt, hat die Ernährung des Menschen auch großen Einfluss auf die Artenvielfalt des Planeten. Beim Biodiversitäts-Fußabdruck geht es darum, wie stark unsere Ernährung dazu führt, dass Naturräume mit ihren Tieren und Pflanzen beeinträchtigt werden. Laut WWF haben tierische Erzeugnisse wie Fleisch, Wurst, Eier oder Käse mit 77 Prozent mit Abstand den größten Anteil am Fußabdruck. Nur 23 Prozent resultieren hingegen aus dem Verbrauch pflanzlicher Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Getreide oder Nüsse.

Eine veränderte Ernährungsweise käme laut WWF auch der biologischen Vielfalt zu Gute. Bei einer flexitarischen Ernährung, die einen begrenzten Konsum von tierischen Produkten umfasst, könnte der Biodiversitäts-Fußabdruck insgesamt weltweit um 18 Prozent verringert werden – bei konsequenter vegetarischer Ernährung um ganze 46 Prozent, bei veganer Ernährung um 49 Prozent. Von einem entsprechenden Umdenken beim Speiseplan würde demnach die Natur in Brasilien besonders stark profitieren – vor allem, weil dann wesentlich weniger Fläche für den Anbau von Soja als Futtermittel benötigt würde.