Krankenbett und Pfleger: Covid-Station der Salzburger Landeskliniken
APA/BARBARA GINDL
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Schwerer CoV-Verlauf durch Zellmutationen

Bestimmte Zellmutationen beeinflussen die Immunantwort gegen das Coronavirus. Eine Forschungsgruppe der MedUni Wien stellte fest, dass genetische Varianten eines Antikörperrezeptors mit dem Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs einhergehen. Rund 15 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen.

Natürliche Killerzellen (NK-Zellen), die bei der Bekämpfung der Virusvermehrung bereits in der Anfangsphase viraler Infektionen eine wichtige Rolle spielen, weisen auf ihrer Oberfläche spezielle Rezeptoren auf, die an einen Teil der Antikörper binden, die spezifisch gegen diese Viren gebildet werden.

Mit diesem Vorgang wird eine antikörperabhängige Aktivierung der Killerzellen ermöglicht, die zur Zerstörung der virusinfizierten Zellen führt und die Ausschüttung von entzündungsfördernden Faktoren auslöst. Diese Interaktion zwischen Antikörper und NK-Zellen-Oberflächenrezeptor wird durch bestimmte genetische Faktoren beeinflusst, die entweder in stark oder schwach bindenden genetischen Rezeptorvarianten resultiert.

Hohe Ausschüttung von entzündungsfördernden Faktoren

Die Studie der Forschungsgruppe des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Hannes Vietzen und Elisabeth Puchhammer-Stöckl in Zusammenarbeit mit Alexander Zoufaly aus der Klinik Favoriten zeigt nun, dass Personen, die aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion mit schwerem Verlauf hospitalisiert werden mussten, signifikant häufiger die hoch-affine Variante des CD16a-Rezeptors aufwiesen. Besonders häufig war diese Variante bei Covid-Intensivpatienten oder bei Menschen die mit Covid-19 verstarben.

Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal „Genetics in Medicine“ veröffentlicht. In Zellkulturexperimenten konnte das Forschungsteam zeigen, dass diese stark bindende Variante des Antikörperrezeptors zu einer signifikant gesteigerten Antikörper-abhängigen Aktivierung von NK-Zellen und zu einer besonders hohen Ausschüttung von entzündungsfördernden Faktoren führt.

Nur einer von mehreren Faktoren

Bei der Antikörper-abhängigen Aktivierung von NK-Zellen handelt es sich um eine relativ späte Immunantwort. „Sie scheint nun nicht mehr zur Kontrolle der SARS-CoV-2 Virusvermehrung, sondern durch eine überschießende Immunreaktion zu einer Verschlechterung der Covid-19-Erkrankung beizutragen“, so Studienautor Hannes Vietzen.

Bei den Tests handelt es sich um wissenschaftliche Spezialuntersuchungen. Eine routinemäßige Untersuchung in Labors auf diese Parameter ist nicht angedacht, da es derzeit keine auf diese genetische Prädisposition abzielenden therapeutischen und präventiven Möglichkeiten gibt, um das Risiko einer schwer verlaufenden Covid-19 zu verringern. Dabei ist die genetische Prädisposition nur einer von mehreren Faktoren, die die Schwere der Erkrankung beeinflussen.