Kopulierendes Paar von Dreihornchamäleons
Devi Stuart Fox
Devi Stuart Fox
Chamäleons

Weniger Feinde, mehr Farben

Mit weniger Fressfeinden in ihrem Lebensraum entwickeln bestimmte männliche Chamäleons offenbar ein auffälligeres Farbenspiel. Das beobachteten Forscherinnen und Forscher bei Dreihornchamäleons auf der hawaiianischen Insel Oahu.

Diese waren 1972 für den Heimtierhandel aus Kenia eingeführt worden und hatten sich dann in der freien Wildbahn ausgebreitet, ohne besonders von Raubtieren bedroht zu sein.

Sexualpartnerinnen aufmerksamer

Ein Team um die Biologin Devi Stuart-Fox von der University of Melbourne verglich nun die Chamäleons von Oahu mit deren Artgenossen aus Kenia. Dazu konfrontierten die Forscherinnen und Forscher Männchen mit anderen Männchen, Raubtieren wie Vögeln und Schlangen und beobachteten sie bei der Balz. Die Oahu-Chamäleons zeigten sich bei der Balz und im Wettstreit mit anderen Männchen in auffälligeren Farben, in Anwesenheit von Fressfeinden waren sie schlechter getarnt.

Fazit der im Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlichten Studie: „Die farbliche Zurschaustellung von männlichen Chamäleons hatte einen höheren Leuchtdichtekontrast vor dem örtlichen Hintergrund als die der kenianischen Chamäleons“. Ein Effekt: mehr Aufmerksamkeit von möglichen Sexualpartnerinnen.

Männliches Dreihornchamäleon
Martin J. Whiting
Männliches Dreihornchamäleon

Vermutlich schnelle evolutionäre Anpassung

Weil Oahu arm an natürlichen Feinden für das Dreihornchamäleon ist, seien diese „weniger getarnt als kenianische Chamäleons, wenn sie sowohl von Vogel- als auch von Schlangenräubern bedroht wurden“, hieß es in der Studie. Diese Veränderungen innerhalb von nur 50 Jahren seit Einführung könnten den Forscherinnen und Forschern zufolge auf ein rasches evolutionäres Fortschreiten und eine schnelle Anpassung hindeuten.

Dabei betonen die Autorinnen und Autoren jedoch auch, dass die Unterschiede theoretisch auch an einem sogenannten Gründereffekt liegen könnten. Das wäre der Fall, wenn sich bereits die nach Hawaii eingeführten Tiere von der Ursprungspopulation in Kenia genetisch unterschieden hätten, etwa weil für den Handel besondere Tiere ausgewählt wurden. Allerdings scheint dies den Fachleuten eher unwahrscheinlich, weil die Unterschiede zwischen den hawaiianischen und kenianischen Chamäleons auf eine tatsächliche Anpassung an die neue Umgebung hindeuten.