Fichte mit Pollen
ORF, Barbara Reichmann
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Fichtenblüte

Warum es heuer so starke Pollenwolken gibt

Gelber Staub auf Autos, Fensterbänken und auf dem Balkon: Viele Bäume blühen heuer besonders intensiv – und das führt zu regelrechten Pollenwolken, die durch die Luft geweht werden. Hintergrund ist ein sogenanntes Mastjahr bei Fichten – und dass viele Bäume durch die zunehmende Klimaerwärmung gestresst reagieren.

Die Bäume versuchen heuer – so wie alle paar Jahre – synchronisiert zu blühen, sagt Mario Pesendorfer vom Institut für Waldökologie an der Universität für Bodenkultur Wien, und dadurch gelangen sehr große Pollenmengen in die Atmosphäre.

Fortpflanzungserfolg erhöhen

Die Bäume machen das deshalb, weil sie dadurch bestimmte Vorteile haben: Wenn nur einer oder wenige Bäume in einem Jahr blühen, ist die Chance auf erfolgreiche Fortpflanzung nämlich viel geringer. Wenn ein Baum, der windbestäubt ist, versucht, sich mit einem anderen Baum zu „paaren“, dann schickt er die Pollen quasi einfach in die Luft in der Hoffnung, dass sie irgendwo ankommen. Deswegen müssen diese windbestäubten Bäume sehr große Pollenmengen investieren. Wenn sie das synchron machen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen anderen Baum erreichen.

Blütenstaub in der Hand von Barbara Reichmann
ORF, Barbara Reichmann

Wie häufig die Bäume so intensiv blühen, hängt von verschiedenen Faktoren ab – vor allem vom Wetter im vorhergegangenen Jahr. Je heißer der Sommer, desto eher wird der Baum dann extrem viele Pollen produzieren. Und weil wir jetzt häufiger sehr hohe Sommertemperaturen haben, sehe man manchmal auch größere Blüten, so Pesendorfer.

Die Bäume sind gestresst

Hinzu kommt der Stress für die Bäume – Störfaktoren wie Windwürfe, Borkenkäfer oder Waldbrände – das alles habe sich im Zuge der Klimakrise sehr verschärft. Doch ist die zunehmende Erwärmung die Ursache für die Pollenwolken? Der Klimawandel reflektiere sich klar im Blühverhalten der Bäume, so der Forscher, aber vor allem dadurch, dass sich die Unterschiede der Pollenmengen zwischen den einzelnen Jahren langsam verändern. Und das wiederum habe Folgen für die Samenproduktion der Bäume.

Ein weiteres Problem sei, dass aus den Samen bestimmter Bäume mittlerweile weniger Keimlinge heranwachsen. Die Keimraten einiger Samen, die in Österreich besonders wichtig sind, seien aufgrund dieser Störungen und aufgrund der hohen Temperaturen während der Blühphase stark gesunken – wie etwa jene der Eiche und der Weißtanne.

Durch all diese Faktoren gebe es bereits Schwierigkeiten, genügend gute Samen zu erhalten, um Wälder wieder aufzuforsten. Mit speziellen Projekten, in denen man eigene Baum-Saatgutplantagen erstellt, versucht man nun, dieser Krise entgegenzuwirken.