Spritze mit Tropfen an der Nadel
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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US-Daten

Herdenschutz durch HPV-Impfung

Die USA waren unter den ersten Ländern, die im Jahr 2006 eine Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) zugelassen haben. Aktuelle Daten bestätigen nicht nur die Wirksamkeit, sie zeigen sogar einen gar nicht geringen Herdenschutz: Bei geimpften Frauen sanken die Infektionen mit den krebsauslösenden Viren um 90 Prozent, bei ungeimpften um 75.

Humane Papillomaviren (HPV) sind an der Entstehung von mehreren Krebserkrankungen beteiligt, unter anderem an Gebärmutterhals, Anus, Rachen und Kehlkopf. Die häufigste Übertragung erfolgt beim Geschlechtsverkehr. Vier von fünf Personen beiderlei Geschlechts stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an. Häufig ist die Infektion symptomlos, Krebserkrankungen entstehen mitunter erst viele Jahre nach der ersten Ansteckung.

Viele dieser Fälle wären durch eine möglichst frühe Impfung – am besten noch vor der ersten sexuellen Aktivität – vermeidbar. 2006 wurde erstmals ein Impfstoff in den USA, Mexiko und Australien zugelassen. In Österreich ist sie seit 2014 Teil des kostenfreien Kinderimpfprogramms. Dennoch liegt die Durchimpfungsrate hierzulande geschätzt nur bei gut 40 Prozent.

Impfung wirkt

Daten aus anderen Ländern zeigen indes, wie wirksam eine breite Immunisierung ist, in Australien liegt die Impfquote bei etwa 80 (Mädchen) bzw. 70 Prozent (Buben). Berechnungen, die 2018 im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurden, gehen davon aus, dass Gebärmutterhalskrebs dort in den nächsten Jahrzehnten mehr oder weniger verschwinden wird. Das heißt, die Zahl der Neuerkrankungen und der Todesfälle sinkt dann auf weniger als einen Fall pro 100.000 Einwohnerinnen. Zum Vergleich: In Österreich liegt die Erkrankungsrate laut Statistik Austria derzeit bei sieben Fällen pro 100.000 (2019).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verabschiedete 2020 eine Resolution, in der die Beseitigung von Gebärmutterhalskrebs gefordert wurde. 194 Länder, darunter auch Österreich, haben sich den enthaltenen Zielen für 2030 angeschlossen – darunter etwa die Erreichung einer 90-prozentigen HPV-Durchimpfungsrate.

Wirkung und Herdenschutz

Eine neue Datenauswertung aus den USA liefert nun weitere Belege für die Wirksamkeit der Impfung. Forscherinnen und Forscher vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) haben für die soeben im Fachjournal „Annals of Internal Medicine“ erschienene Studie HPV-Screening-Daten aus der „National Health and Nutrition Examination Survey“ (NHANES) analysiert. Dabei haben sie die HPV-Erkrankungsraten vor und nach der Einführung der Impfung verglichen.

Bei den 13- bis 17-Jährigen liegt die Impfquote in den USA heute im Schnitt bei über 50 Prozent, wenn auch mit großen regionalen Unterschieden. Obwohl die Rate damit nicht so hoch ist wie in Australien und Finnland, lässt sich auch hier der Einfluss der Impfung bereits eindeutig belegen.

Bei den Frauen ging die HPV-Prävalenz laut der neuen Auswertung um insgesamt 85 Prozent zurück, bei den geimpften Frauen sogar um 90 Prozent, bei den ungeimpften um 74 Prozent. Vor allem Letzteres zeige, dass es offenbar einen gar nicht geringen Herdenschutz bzw. indirekten Schutz durch die Impfung gibt, erklärt Studienautorin Hannah Rosenblum in einer Aussendung zur Studie. Bei den Männern konnten die Epidemiologen nur Daten von 2013 bis 2016 auswerten, auch hier ging die HPV-Prävalenz um 51 Prozent zurück. Buben werden in den USA erst seit 2011 geimpft.

Nachholimpfungen

Wie die Forscher abschließend betonen, sei es nun aber wichtig, die HPV-Impfung weiter zu forcieren. Vor allem durch die CoV-Pandemie sei die Kampagne ins Stocken gekommen. In Österreich versucht man pandemische Versäumnisse durch „Catch-up-Impfungen“ zu kompensieren. Seit Anfang des Jahres stehen HPV-Nachholimpfungen zum vergünstigten Selbstkostenpreis bis zum vollendeten 18. Lebensjahr österreichweit zur Verfügung.