Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien („Wenn Namen leuchte“, künstlerisches Konzept: Iris Andraschek)
Markus Corenjak, (c) UniWien
Markus Corenjak, (c) UniWien
NS-Aufarbeitung

„Wenn Namen leuchten“

Vom März 1938 an wurden mehr als 120 Lehrende und Studierende der Geschichtswissenschaften an der Universität Wien wegen ihrer jüdischen Herkunft oder politischen Überzeugung vertrieben, viele davon wurden ermordet. Ein Denkmal in der Uni soll an sie erinnern und ihre Namen zum Leuchten bringen.

Es sind große, reflektierende Tafeln, aus denen die Namen der vertriebenen Studierenden und Lehrenden herausleuchten. Sie sollen aus dem Dunkel der Vergangenheit und des Vergessens heraus sichtbar gemacht werden. „Wenn Namen leuchten“, ein Projekt der österreichischen Künstlerin Iris Andraschek, erinnert an 120 Studierende und acht Lehrende, die die damaligen historischen Institute nach dem sogenannten Anschluss Österreich an das „Dritte Reich“ verlassen mussten – wegen ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer politischen Überzeugung.

Mit dem „Anschluss“ beginnt Ausschluss

Vor mehr als 20 Jahren hat die Universität Wien begonnen, sich intensiv mit der eigenen Geschichte während des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das Novum dieses Denkmals, so die Projektleiterin Martina Fuchs, sei der Umstand, dass auch die Studierenden namentlich genannt werden, nicht nur die Lehrenden.

Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien („Wenn Namen leuchte“, künstlerisches Konzept: Iris Andraschek)
Markus Corenjak, (c) UniWien
Das Denkmal an der Uni Wien

Begleitet wird die Eröffnung des Denkmals von einer umfassenden Publikation, die der Historiker Herbert Posch mitherausgegeben und erarbeitet hat – darin die Biografien der vertriebenen Studierenden und Lehrenden, die die Universität innerhalb weniger Monate verlassen mussten. „Also vom ersten Ausschluss vom Betreten der Gebäude, von der Inskription, von der Zulassung zum Studium, von der Zulassung zu Prüfungen bis zum definitiven Vertreiben, also dass kein einziger jüdischer Student oder jüdische Studentin mehr an der Universität Wien ist, vergehen eigentlich nur sechs Monate“, so Posch.

„Wenn Namen leuchten“

Die Enthüllung und öffentliche Präsentation des Denkmals findet am 19. Mai 2022 um 17 Uhr im Hauptgebäude der Uni Wien statt.

Aufarbeitung geht weiter

Unter ihnen die in Wien geborene Klara Haspel, die nach dem „Anschluss“ aus rassistischen Gründen gezwungen war, ihr Geschichte- und Romanistikstudium abzubrechen. Sie flüchtete mit einem Dienstmädchenvisum nach England und von dort weiter nach Australien, wo sie 1938 ankam. Oder Leopold Weinberger, der damals 61-jährig Geschichte und Kunstgeschichte studierte. Er konnte nicht rechtzeitig fliehen. Die Nationalsozialisten raubten sein Vermögen und deportierten ihn nach Theresienstadt, wo er 1942 starb.

Auf dem Denkmal habe man bewusst Platz für weitere Namen gelassen, so Herbert Posch, denn die Aufarbeitungsforschung laufe weiter. Positioniert ist das Denkmal neben dem Hörsaal 41 im Hauptgebäude der Uni Wien, der noch immer ein zentraler Ort für Geschichte-Studierende ist. „Auch sie sollen bewusst an das Schicksal ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger erinnert werden und sind aufgefordert, sich damit zu beschäftigen“, so Martina Fuchs.