Tom Cruise vor dem Hubschrauber aus dem neuen „Top Gun“-Film
AFP/ROBYN BECK
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Unterhaltungsmedien

Wie sich Berufsbilder im Film verändern

Kreativer Agenturchef, Pilot oder intelligente Agentin – manche Karrieren scheinen durch Filme und Serien erst erstrebenswert. Eine Analyse von mehr als 130.000 Produktionen zeigt, welche Berufe in den letzten 70 Jahren häufig waren und wie sich ihr Image verändert hat. Besonders positiv dargestellt sind bis heute Architektinnen und Ingenieure – ganz im Gegensatz zu Verkaufspersonal.

Was in Filmen oder Fernsehserien gezeigt wird, spiegelt nicht nur gesellschaftliche Aspekte der jeweiligen Zeit wider, sie können auch selbst Trends auslösen. Nach der Ausstrahlung des Films „Top Gun“, soll die Zahl der neuen Rekruten bei der US-Navy eine Zeit lang stark gestiegen sein. Die Darstellung der intelligenten Agentin Dana Scully aus der Fernsehserie „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ soll mehr Frauen dazu bewogen haben, einen Beruf in medizinischen und wissenschaftlichen Bereichen zu ergreifen. Und wegen Don Draper als kreativem Agenturchef in „Mad Men“ wollten viele junge Menschen plötzlich in die Werbebranche.

Untertitelanalyse von 136.000 Medien

Wie die Gesellschaft haben sich aber auch die Inhalte in Unterhaltungsmedien in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Wie sehr, das hat der Computerwissenschaftler Sabyasachee Baruah von der Universität von Southern California (USA) untersucht. Zusammen mit zwei Kollegen hat er eine Untertiteldatenbank mit rund 136.000 Filmen und Fernsehserien der vergangenen 70 Jahre erstellt.

Die Forscher konnten darin mithilfe künstlicher Intelligenz analysieren, wie oft rund 4.000 verschiedene Berufe in den Unterhaltungsmedien erwähnt wurden. Das Ergebnis der Untersuchung präsentieren sie aktuell im Fachjournal „PLOS ONE“.

Weniger Bauarbeiter, mehr Forschende

„Unser Ziel war es aufzuzeigen, welche Berufe in den Medien im Lauf der Zeit immer präsenter wurden und ob die Berufe dabei eher positiv oder negativ dargestellt wurden“, erklärt Baruah. Das Resultat: Generell hänge die Prominenz von bestimmten Berufen in Film und Fernsehen stark mit den Beschäftigungszahlen in der realen Welt zusammen. Waren früher etwa Berufe mit schwerer körperlicher Arbeit oder beim Militär weiter verbreitet und somit auch auf der Leinwand zu sehen, seien es in modernen Medien öfter Wissenschaftler oder Künstler.

Nicht nur wie oft bestimmte Berufe zu sehen sind, sondern auch wie sie in den Filmen und Serien dargestellt werden, war für die US-amerikanischen Forscher von Interesse. Durch weitere Analysen fand das Team heraus, dass etwa Architektinnen und Ingenieure in den Unterhaltungsmedien der vergangenen 70 Jahre am positivsten dargestellt wurden. Berufe, die mit dem Verkauf von Waren zu tun haben, waren hingegen generell am negativsten porträtiert.

Auch dabei gab es aber klare Änderungen im Lauf der Jahrzehnte. So wurden mit der Zeit Astronauten, Detektivinnen, Musiker oder Therapeutinnen in ein immer besseres Licht gerückt. Anwältinnen, Polizisten und Doktorinnen hingegen verloren an Popularität auf der Leinwand.

Genderneutralere Medien

Laut Baruah hat es in den vergangenen 70 Jahren außerdem einen Wandel gegeben, wie bestimmte Berufe in den Unterhaltungsmedien genannt werden. So haben sich Erwähnungen spezialisierterer Tätigkeiten – etwa Kardiologe oder Gynäkologinnen – gegen generische Bezeichnungen wie etwa Doktor immer mehr durchgesetzt.

Auch die Zahl weiblicher Berufsbezeichnungen, wie etwa Kongressabgeordnete oder Kellnerin, hat sich in den letzten Jahrzehnten erhöht. Genderneutrale Bezeichnungen, wie das im Englischen möglich ist, werden zudem immer öfter genutzt, z.B. „massage-therapist“ (dt. Massage-Therapeut) oder „flight attendant“ (dt. Flug-Begleiter). Aber: Noch immer liegen Erwähnungen von männlichen Berufsbezeichnungen klar vorne, so Baruah.

Werkzeug für weitere Untersuchungen

Die im Rahmen der Studie geschaffene Datenbank soll Forschern und Filmemacherinnen als frei zugängliches Werkzeug dienen, mehr über Unterhaltungsmedien und die Darstellung von Berufen zu erfahren.

Die Autoren räumen aber selbst ein, dass die Untersuchung der Untertitel noch weiter ausgeweitet werden könnte. Bisher konzentrierten sie sich rein auf englischsprachige Filme und Fernsehserien – mehr Sprachen und Kulturen in die Untersuchung zu integrieren, könnte laut Baruah zu weiteren interessanten Erkenntnissen führen.