Zophobas morio ‚Superwurm‘
The University of Queensland
The University of Queensland
Kunststoffverwertung

Ein Wurm, der Styropor frisst

Die meisten Kunststoffe sind schwer abbaubar und nur aufwendig zu recyceln. Bakterien und Enzyme könnten aber helfen, das Plastikmüllproblem zu lösen. Nun hat ein australisches Forschungsteam einen weiteren möglichen Helfer entdeckt: einen Wurm, der Styropor frisst.

Hunderte Millionen Tonnen Plastik werden jährlich weltweit produziert, laut Schätzungen wird nur etwa ein Zehntel davon recycelt. Die mechanischen und chemischen Verfahren sind sehr aufwendig, zum Teil recht energieintensiv und mitunter umweltschädlich. Seit Jahren wird daher nach alternativen biologischen Methoden gesucht, mit denen man die anfallenden Müllberge abbauen und im besten Fall wiederverwerten kann.

Schon 2016 berichtete ein japanisches Team von einem Bakterium, das Polyethylenterephthalat (PET) mit Hilfe zweier Enzyme abbauen kann. Seitdem werden immer wieder Enzyme identifiziert, die verschiedene Kunststoffe zersetzen können, unter anderem im Körper einer Raupe, die Plastiksackerl frisst, oder in Kuhmägen. Mittlerweile wird daran gearbeitet, die natürlich vorkommenden Enzyme noch effizienter zu machen, denn der Abbau verläuft bisweilen noch meist recht langsam.

Nahrhaftes Plastik

Australische Forscherinnen und Forscher haben nun einen weiteren Kandidaten für einen solchen biologischen Abbauprozess entdeckt: einen Wurm mit Appetit auf Polystyrol, das vor allem in seiner expandierten Form unter dem Markennamen Styropor bekannt ist. Der als „Superwurm“ titulierte Zophobas morio ist eigentlich ein Großer Schwarzkäfer im Larvenstadium.

Wurm, der Kunststoff frisst

Zophobas-morio-Larven fressen Styropor

Das Team um Chris Rinke von der University of Queensland fütterte die Tiere drei Wochen lang mit Styropor. Eine Vergleichsgruppe erhielt Kleie, eine weitere wurde auf Diät gesetzt. „Wir stellten fest, dass die mit Styropor gefütterten Würmer nicht nur überlebten, sie hatten sogar ein bisschen zugenommen“, so Rinke in einer Aussendung zu der nun im Fachmagazin „Microbial Genomics“ erschienenen Studie. Das zeige, dass die Würmer aus dem Polystyrol sogar Energie gewinnen können.

Mit Hilfe metagenomischer Methoden identifizierte das Team die Enzyme, mit denen die Darmbakterien der Würmer das Plastik verwerten konnten. Damit wird nun im Labor weitergearbeitet, um den Abbauprozess eines Tages auch im großen Stil anwenden zu können. „Die Superwürmer sind wie kleine Recyclinganlagen, zuerst wird das Styropor mit dem Maul zerkleinert und dann an die Darmbakterien verfüttert“, so Rinke. In einer Wiederverwertungsanlage würde das recht ähnlich ablaufen: Zuerst käme die mechanische Zerkleinerung, danach der Abbau mit Hilfe der Enzyme. Aus den Abbauprodukten ließe sich dann wiederum Bioplastik machen.