Landwirt spritzt Felder
dpa/Patrick Pleul
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Umwelt

67 Pestizide in der Luft in Ostösterreich gefunden

Pestizide sollen in der Landwirtschaft Schädlinge bekämpfen. Sie breiten sich über die Luft aber auch weit weg von Äckern aus. Fachleute haben nun gleich 67 Pestizide in verschiedenen Konzentrationen in der Luft in Ostösterreich gemessen.

„Uns hat überrascht, wie weit sich Pestizide verbreiten“, sagte einer der Studienautoren, Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), in einer Pressekonferenz am Montag.

Giftig für Bienen, Regenwürmer und Vögel

Die Idee hinter der Studie im Auftrag der Bewegung „Enkeltaugliches Österreich“ war im Grunde einfach. „Wir haben in verschiedenen Regionen in Ostösterreich Luftfilter aufgestellt, nach mehreren Monaten eingesammelt und auf Pestizide analysiert. Die gefundenen Chemikalien haben wir dann hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen auf die Umwelt und den Menschen bewertet“, so Zaller.

Dabei stießen die Forschenden gleich auf 67 Pestizide. „Die Anzahl und Konzentrationen der gefundenen Pestizide waren abhängig von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in der Umgebung. Aber auch höhere Temperaturen förderten deren Verbreitung. Aus Umweltsicht ist das problematisch, weil viele der gefundenen Stoffe giftig für Bienen, Regenwürmer und Vögel waren“, sagte Zaller.

Zwei der Filter standen in Nationalparks – und sogar dort wurden zehn beziehungsweise sogar 33 Pestizide gefunden. „Die Funde in Nationalparks sind insofern brisant, da Nationalparks ja zum Schutz besonders gefährdeter Pflanzen und Tiere da sind“, sagte Zaller.

Geringe Konzentrationen

Bewertet man die gefundenen Pestizide nach ihren offiziell bekannten Nebenwirkungen, dann war etwa die Hälfte der gefundenen Pestizide schädlich für die menschliche Gesundheit. Sie können demnach neben Reizungen von Schleimhaut und Haut u.a. das Hormonsystem stören mit negativen Folgen für die Fortpflanzungsfähigkeit. Nicht zuletzt hat fast ein Viertel der gefundenen Substanzen ein krebserregendes Potenzial.

„Zwar sind die Konzentrationen der Pestizide in der Luft oft sehr gering, aber selbst kleinste Mengen bergen ein Gesundheitsrisiko und können über lange Zeit Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen“, so Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der Medizinischen Universität Wien und Studienautor.

Für Umstieg auf Bio-Landbau

Die Studienautoren gaben zu bedenken, dass die Verbreitung von Pestiziden in der Luft und deren gesundheitliche Schäden bei der Zulassung der Pestizide zu wenig Beachtung finden. „Unsere Studie zeigt eindeutig, dass Pestizide nicht am Ausbringungsort verbleiben, sondern breitflächig verdriftet werden und Schäden in der Umwelt und bei Menschen verursachen können. Nur ein Umstieg auf 100 Prozent Bio-Landwirtschaft kann dem entgegenwirken“, waren sich Zaller und Hutter einig.