Ein Blutzucker-Messinstrument
APA/Helmut Fohringer
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Gesundheit

Diabetes Typ 1 bei Kindern immer häufiger

In den vergangenen 30 Jahren sind Fälle von Diabetes Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen vor allem in Nordeuropa stetig gestiegen. Laut einer deutschen Studie hat sich der Trend in der Coronavirus-Pandemie noch einmal verstärkt – die Ursachen dafür sind aber noch unklar.

Wenn Kinder plötzlich viel mehr trinken als normalerweise, wenn Windeln sehr durchnässt sind oder bereits trockene Kinder wieder ins Bett nässen, sollte unbedingt auch Diabetes in Betracht gezogen werden, rät die Kinderärztin Gabriele Berger vom ÖGK Gesundheitszentrum Floridsdorf.

Die Symptome einer Stoffwechselentgleisung, wie sie bei Diabetes vorkommt, zeigen sich oft schon Tage oder Wochen im Voraus. Die Kinder sind oft müder als sonst und müssen öfter zur Toilette. Diabetes kann sehr einfach festgestellt werden – eine Harnprobe oder ein Tropfen Blut bringt erste wichtige Hinweise.

Viele kommen zu spät zum Arzt

Trotzdem kommen massiv viele Kinder und Jugendliche erst, wenn es schon ernst geworden ist, so Berger. Rund 40 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Österreich kämen zu spät ins Krankenhaus, nämlich dann, wenn es ihnen bereits wirklich schlecht ginge. Seit der Pandemie sei das noch angestiegen auf 60 Prozent junge Patienten, die zu spät den Arzt oder die Ärztin sehen.

Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Sie entsteht nicht durch einen falschen Lebenswandel, sondern hier spielen genetische Faktoren oder auch vorangegangene Virusinfektionen eine Rolle, so Berger. Bleibt der Diabetes unerkannt, kann es zu einer Überzuckerung kommen mit ernsten Folgen bis hin zum Koma.

Anstieg seit Jahrzehnten

Seit 30 Jahren beobachten Medizinerinnen europaweit einen Anstieg der Fälle von Diabetes Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen, vor allem in Nordeuropa. Vermutet wird unter anderem auch Vitamin D Mangel als Auslöser. All diese Faktoren scheinen zusammenzuwirken.

Auch in Österreich wurde bei Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahre über das Diabetes-Inzidenz-Register in Österreich ein stetiger Anstieg der Neuerkrankungen mit Typ 1 Diabetes festgestellt. Lediglich bei den Null- bis Vierjährigen ist dieser Anstieg seit 2012 abgeflacht. Das entspricht auch den Daten aus anderen europäischen Ländern.

Zusammenhang mit Pandemie noch offen

Eine aktuelle populationsbasierte Studie zeigt nun einen zusätzlich verstärkten Anstieg der Typ 1 Diabetes Inzidenz in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen zwischen Jänner 2020 und Juni 2021. Die Ursachen dafür seien noch unklar, direkte Folgen der Coronavirus-Pandemie aber weniger wahrscheinlich als indirekte – also etwa Stress in Folge von sozialer Isolation.

Die COVID-19-Impfung ist als Ursache auszuschließen, da der beobachtete Anstieg ausschließlich Kinder und Jugendliche betraf, für die zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Impfung zur Verfügung stand.

Für Österreich gibt es noch keine Zahlen zum Pandemiezeitraum, Gabriele Berger geht aber von einer ähnlichen Entwicklung für Österreich aus. Doch um wirklich aussagekräftige Zahlen über einen Zusammenhang zwischen Covid 19 und Diabetes Typ 1 zu bekommen, bedarf es einer Langzeitbeobachtung, da die Inzidenz bei Diabetes Typ 1 immer wieder Schwankungen unterliegt.