Zusammen mit seinem Forschungsteam analysiert Dominik Fleitmann Stalagmiten aus verschiedenen Tropfsteinhöhlen
Christian Flierl, Universität Basel
Christian Flierl, Universität Basel
Geschichte

Dürren begünstigten Aufstieg des Islams

Der Islam begann sich im 7. Jahrhundert in Arabien auszubreiten. Begünstigt wurde dies laut einer neuen Studie durch noch nie dagewesene Dürren zuvor – die zum Fall des altsüdarabischen Königreichs Himyar beigetragen hatten.

Ein Forschungsteam um Dominik Fleitmann von der Universität Basel und John Haldon von der US-Universität Princeton zeichnete anhand eines Stalagmiten aus der Tropfsteinhöhle Al-Hoota im nördlichen Oman die Niederschlagsmengen dieser kritischen Zeitperiode nach. Die Ergebnisse stellte es am Donnerstag im Fachmagazin „Science“ vor.

Anfälliges Halbwüstenreich

Das Himyaritische Königreich war fast 300 Jahre lang die dominierende Macht im alten Arabien. Doch im sechsten Jahrhundert geriet es in eine tiefgreifende Krise. Die Invasion der benachbarten Aksumer (Bewohner des heutigen Äthiopien) besiegelte schließlich im Jahr 525 nach Christus das Ende des einst einflussreichen Reichs.

Karte des historischen Königreichs Himyar
Universität Basel / Datawrapper

Bisher wurde weitgehend ignoriert, dass Dürre beim Untergang von Himyar eine Rolle gespielt haben könnte. Dies, obwohl die Region im Süden der arabischen Halbinsel anfällig für Dürren ist. Laut Fleitmann ist denn auch klar, „dass ein Rückgang der Niederschläge und insbesondere eine mehrjährige extreme Dürre ein anfälliges Halbwüstenreich destabilisieren könnte“, sagte er laut einer Aussendung der Universität Basel.

Politische Unruhen, wirtschaftliche Veränderungen

Die Forscherinnen und Forscher konnten nun anhand der analysierten Verhältnisse der im Tropfstein eingeschlossenen Sauerstoffisotope O18 und O16 nachweisen, dass die Region im sechsten Jahrhundert tatsächlich von extremer Trockenheit heimgesucht wurde. Die schwerste Dürre herrschte demnach zwischen 500 und 530 nach Christus. Zusätzliche Klimadaten aus der Region sowie historische Dokumente untermauerten den Zusammenhang zwischen Dürren und der Krise des Himyariten-Reichs.

Querschnitt eines Stalagmiten aus der Hoti-Höhle im heutigen Oman. Löcher stammen von der Probenentnahme für die Datierung, Kratzspuren von der Probenentnahme zur Isotopenanalyse.
Timon Kipfer, Universität Basel
Querschnitt eines Stalagmiten aus der Hoti-Höhle im heutigen Oman. Löcher stammen von der Probenentnahme für die Datierung, Kratzspuren von der Probenentnahme zur Isotopenanalyse.

Dessen Fall und die darauffolgenden Jahre waren durch politische Unruhen, sozioökonomische Veränderungen und die Aufgabe der großen Bewässerungssysteme gekennzeichnet, die einst das Königreich und seine Bewohner versorgten. In diesem krisengeschüttelten Umfeld sei der Islam auf fruchtbaren Boden gestoßen, sagte Fleitman. In Zeiten von Hunger und Krieg suchten die Menschen etwas, das sie wieder als Gesellschaft vereinen konnte. „Das bot die neue Religion“, so der Forscher.