Tee, Teebeutel
Rara – stock.adobe.com
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Erbgut

400 Insektenarten in einem Teebeutel

Ein Forschungsteam aus Deutschland hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Erbgutspuren von Insekten aus getrockneten Pflanzen gewinnen und auswerten lassen. Dabei fanden sie DNA von 400 verschiedenen Insektenarten in einem einzigen handelsüblichen Teebeutel.

Fliegt eine Biene eine Blüte an, um sie zu bestäuben, hinterlässt sie etwas Speichel. Eine Wanze sticht in ein Blatt, eine Spinne hinterlässt seidene Fäden. All das sei bereits ausreichend, um die DNA der Insekten nachzuweisen, sagt Henrik Krehenwinkel von der deutschen Universität Trier.

Für die Studie, die im im Fachjournal „Biological Letters“ veröffentlicht wurde, untersuchte das Forschungsteam um Krehenwinkel handelsübliche Tees und Kräuter. „In einem einzigen Teebeutel haben wir DNA von bis zu 400 verschiedenen Insektenarten“, so der Biogeograf.

Trocknung konserviert DNA

Die Methode des von Krehenwinkel, Sven Weber und Susan Kennedy entwickelten Verfahrens besteht nach Angaben der Universität Trier darin, die Umwelt-DNA (eDNA) nicht wie üblich von den Oberflächen der Pflanzen zu entnehmen, sondern aus zerkleinertem, getrocknetem Pflanzenmaterial. „Die Trocknung scheint die DNA besonders gut zu konservieren“, so Krehenwinkel.

Auf der Pflanzenhülle sei eDNA nicht lange verfügbar, weil sie durch UV-Licht abgebaut oder von Regen weggespült werde. Eine weitere Einschränkung bestehe darin, dass vor allem Insekten auf der Oberfläche der Pflanze berücksichtigt werden. „Jetzt können wir auch nachweisen, welche Insekten im Inneren der Pflanze leben.“

Wichtige Hinweise für Insektensterben

Neben Speichel und Spinnenfäden seien auch Eier und Exkremente geeignete Spuren. Ob es eine Grenze des Nachweisbaren gebe, müsse noch erforscht werden. „Im Prinzip reichen aber wahrscheinlich einzelne Zellen, etwa eines Käfers.“ Die Methode eröffnet laut Krehenwinkel die Möglichkeit, alte Pflanzenbestände etwa aus Museen zu analysieren und ihre Besiedlung mit der heutigen zu vergleichen.

„So ließe sich herausfinden, wie die Insektengemeinschaft vor Jahren ausgesehen hat, als die Pflanze gesammelt wurde, und wie sie heute an dem Standort aussieht.“ Das sei gerade mit Blick auf das Insektensterben von Belang.