Zwei junge Frauen sprechen miteinander auf der Straße
Drobot Dean/stock.adobe.com
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Körpergeruch

Mit der Nase Freunde finden

In Freundschaften muss die Chemie anscheinend wirklich stimmen, zumindest beim Körpergeruch. Wie eine experimentelle Studie zeigt, ist er bei befreundeten Menschen nämlich recht ähnlich. Außerdem verstehen ähnlich riechende Menschen einander oft auf Anhieb.

Gleich und gleich gesellt sich gern – das dürfte für Freundschaften definitiv gelten. Das zeigt sich nicht nur an gemeinsamen Interessen und Ansichten, auch körperlich gibt es messbare Ähnlichkeiten, etwa bei den Genen oder im Gehirn. Woran aber erkennen wir potenzielle Seelenverwandte? Wie eine soeben im Fachmagazin „Science Advances“ erschienene Studie nahelegt, könnte der Geruch eine Schlüsselrolle spielen, vor allem dann, wenn man sich auf Anhieb gut versteht oder eine Verbindung spürt.

Wie das Team um Inbal Ravreby von der Hirnforschungsabteilung des israelischen Weizmann Instituts schreibt, könnte das letztlich ähnlich ablaufen wie bei vielen Säugetieren, die einander beschnuppern und dann blitzschnell zwischen Freund und Feind unterscheiden. Bei Menschen sei der Vorgang zwar nicht so offensichtlich, dennoch nehmen wir – meist unterbewusst – permanent den Geruch unserer Mitmenschen wahr. Studien zeigen, dass wir so beispielsweise Gemütszustände erkennen können, etwa ob jemand glücklich ist oder Angst hat. Bekannt ist auch, dass der Körpergeruch die Partnerwahl beeinflusst.

Vorliebe für Ähnlichkeit

Es sei jedenfalls recht wahrscheinlich, dass Gerüche bei Freundschaften ebenfalls eine Rolle spielen, schreiben die Forscherinnen und Forscher, und wie in anderen Freundschaftsdingen könnte es auch hier eine Vorliebe für Ähnlichkeiten geben. Ob das tatsächlich der Fall ist, wurde dann auf mehreren Wegen untersucht.

Zuerst wurden auf Basis umfangreicher Befragungen 20 enge Freundschaftspaare ausgesucht. Sie hatten schon bei der allerersten Begegnung eine spezielle Verbindung gespürt. Der Körpergeruch wurde mit Hilfe einer elektronischen Nase erfasst, anschließend wurden die Ähnlichkeiten berechnet. Tatsächlich waren die Gerüche zweier Freunde oder Freundinnen – es wurden nur gleichgeschlechtliche Freundschaften untersucht – einander ähnlicher als bei zufälligen Paarungen, die aus denselben Daten generiert wurden. In einem weiteren Schritt kamen 24 unbeteiligte Personen beim Schnuppern der Geruchsproben zu einem ähnlichen Ergebnis.

Chemie muss stimmen

Um zu überprüfen, ob der Geruch tatsächlich ausschlaggebend für die Bindung sein könnte und er nicht etwa durch ähnliche Lebensumstände geprägt wurde, haben Ravreby und ihre Kollegen zusätzlich Experimente mit 17 einander völlig fremden Menschen durchgeführt. Jeweils zwei Personen desselben Geschlechts mussten sich im Abstand von einem halben Meter gegenüber aufstellen und sich dann zwei Minuten lang wie das Spiegelbild ihres Gegenübers verhalten. Sprechen durften sie nicht. Dabei ließ sich beobachten, wie gut sich die 66 Paarungen verstanden bzw. synchronisierten.

Anschließend gab es umfangreiche Befragungen. Die Probandinnen und Probanden sollten unter anderem die Interaktion bewerten und Angaben zur gefühlten Nähe machen. Die Gerüche wurden wieder von einer elektronischen Nase analysiert. 22 Paarungen hatten sofort eine bestimmte Verbindung gespürt. Tatsächlich waren die Gerüche in diesen Konstellationen ähnlicher als in allen anderen. Auch die Interaktion funktionierte in diesen Fällen besser. Das spricht laut den Forscherinnen und Forschern dafür, dass die Nase mitunter bei der allerersten Begegnung entscheidet, ob zwei Menschen Freunde werden oder nicht. Mit anderen Worten: Die Chemie muss wirklich stimmen.