Anstieg

Affenpocken: Schon zwanzig Fälle in Österreich

Die Zahl der Affenpockenfälle steigt. Seit Anfang Juni haben sich die Erkrankungen weltweit verfünffacht, bisher wurden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 5.000 Fälle gemeldet, mehr als die Hälfte davon – 2.700 – in Europa. In Österreich gibt es derzeit zwanzig bestätigte Fälle. Laut einer neuen Studie ist der Erreger überraschend stark mutiert.

Die meisten Affenpockeninfektionen gibt es derzeit in Wien – hier sind es vierzehn bestätigte Fälle. Bei den Erkrankten handelt es sich um Männer zwischen zwanzig und fünfzig Jahren, alle waren nicht gegen Pocken geimpft. Darüber hinaus gibt es eine weiteren Verdachtsfall, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizin-Uni Wien.

Bisher seien die Infektionen mild verlaufen. Die Betroffenen haben Läsionen – offene Stellen – im Mund, sowie einzelne Bläschen und Pusteln verteilt am Körper, meistens auch in der Genitalregion. Wer sich mit Affenpocken infiziert hat, muss sich in Quarantäne begeben, und zwar so lange, bis die Krusten auf der Haut völlig abheilt sind.

Erreger stark mutiert

Der Erreger, der für den derzeitigen Ausbruch verantwortlich ist, ist überraschend stark mutiert. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Portugal zeigt, die im Fachmagazin „Nature Medicine“ publiziert worden ist.

Verglichen mit Virenstämmen aus 2018 und 2019 gebe es rund fünfzig Unterschiede im Erbgut – weit mehr als anhand früherer Schätzungen zu erwarten gewesen sei: etwa sechs- bis zwölfmal mehr. Das könnte ein Zeichen beschleunigter Evolution darstellen. Bisher hatten Fachleute mit Blick auf diese Art von Virus von einer grundsätzlich eher langsamen Entwicklung gesprochen.

Die Studienautoren und -autorinnen vermuten hinter dem aktuellen Ausbruch eine oder mehrere Einschleppungen aus einem Land, in dem das Virus dauerhaft vorkommt. Superspreader-Events und internationale Reisen schienen dann die weitere Ausbreitung befördert zu haben. „Unsere Daten liefern zusätzliche Hinweise auf anhaltende virale Evolution und mögliche Anpassung an den Menschen“, schreibt das Team um João Paulo Gomes vom National Institute of Health Doutor Ricardo Jorge (INSA) in Lissabon.

Impfung für Risikopersonen

Impfstoff ist prinzipiell verfügbar, nach Angaben des Gesundheitsministeriums könnten erste Dosen in den nächsten Wochen nach Österreich geliefert werden, wann genau ist aber noch unklar. Angedacht werden sogenannte Ringimpfungen für Personen, die in engem Kontakt mit erkrankten Personen waren: Man nennt das auch Post-Expositionsprophylaxe – also eine Impfung nach dem vermuteten Ansteckungsereignis.

Wettlauf mit der Zeit

Die Impfung im Nachhinein funktioniert nur in einem sehr kleinen Zeitfenster. Dass man einer Erkrankung nach Kontakt mit dem Virus überhaupt zuvorkommen kann, liegt an der langen Inkubationszeit: Diese betrage beim Affenpocken-Virus etwa drei Wochen.

Wenn man mit der Impfung früh genug dran ist, könne man die Erkrankung abfangen, weil das Immunsystem sehr schnell auf die Impfung reagiert, so Redlberger-Fritz: Nach zehn bis vierzehn Tagen lassen sich bereits die ersten Antikörper feststellen. Und wenn das Virus nach der Ansteckung etwa drei Wochen benötigt, um quasi im Körper Fuß zu fassen, könne man so versuchen, ihm mit der Impfung zuvorzukommen und eine Erkrankung zu verhindern.

Die Impfung wirkt also schneller als die Ansteckung – so kann man versuchen, der Erkrankung zuvorzukommen und den Ausbruch der Symptome zu verhindern. Eine Impfung der Allgemeinbevölkerung ist laut Gesundheitsministerium derzeit kein Thema.