Brücke Boretto, Po, Italien, Dürre, Klimaerwärmung, Klimakrise
AP
AP

Mehr Hitzewellen durch Erderwärmung

Dürren, Überflutungen, Tornados: Der vom Menschen verursachte Klimawandel beeinflusst extreme Wetterereignisse – wie stark, hat nun eine Studie untersucht. Besonders deutlich ist das bei Hitzewellen. Das volle Ausmaß der Folgen werde aufgrund von großen Datenlücken immer noch unterschätzt.

Italien kämpft derzeit gegen die schwerste Dürre seit vielen Jahren, und neben Österreich leiden auch in vielen anderen Teilen der Erde Mensch, Tier und Natur unter starker Hitze. Als extreme Wetterereignisse werden Hitzewellen, Dürren, aber auch tropische Wirbelstürme, Starkregen und Überflutungen bezeichnet – Wetterlagen also, die in ihrem Verlauf deutlich vom Durchschnitt abweichen und die oft folgenschwere Auswirkungen haben.

Ein Forschungsteam aus Großbritannien und Neuseeland untersuchte verschiedene Arten von extremen Wetterereignissen und analysierte, inwieweit diese auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen sind. Ihre Metastudie wurde nun im Fachjournal „Environmental Research: Climate“ veröffentlicht.

Einfluss der Erderwärmung unterschiedlich stark

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass bei einigen extremen Wetterereignissen der Zusammenhang mit der Erderwärmung weltweit klar und deutlich ist – wie etwa bei Hitzewellen. „Von allen Extremwetterereignissen verändern sich Hitzewellen aufgrund des Klimawandels am schnellsten“, sagte Koautor Luke Harrington von der Victoria University of Wellington am Montag bei einer Pressekonferenz.

Bei anderen Wetterextremen – wie etwa tropischen Wirbelstürmen – ist der Einfluss der Erderwärmung aber nicht so eindeutig. „Der Klimawandel wirkt sich nicht auf alle Extremereignisse weltweit auf dieselbe Weise aus“, so Koautorin Friederike Otto vom Imperial College London. Außerdem gebe es deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Regionen der Erde.

Überfluteter Kinderspielplatz mit zwei Schaukeln unter Wasser
APA/JAKOB GRUBER
Starkregen führte in den letzten Jahren häufig zu Überflutungen

Für die Studie kombinierte das Forschungsteam Informationen aus den neuesten Berichten des Weltklimarats (IPCC) mit den Ergebnissen von Zuordnungsstudien, deren Anzahl rasant wächst. Die Zuordnungsforschung ist eine noch eher junge Disziplin innerhalb der Klimatologie. Dabei werden Wetterbeobachtungen und Klimamodelle verwendet, und anhand von Simulationen wird festgestellt, welche Rolle der menschgemachte Klimawandel bei individuellen extremen Wetterereignissen gespielt hat. Dessen Einfluss auf das Risiko für extreme Wetterereignisse kann dadurch wissenschaftlich belegt werden – auch wenn noch nicht ausreichend lange Beobachtungszeitreihen zur Verfügung stehen.

Für ein Gesamtbild fehlen Daten

Die Zuordnungsforschung habe „zu großen Fortschritten bei der Verknüpfung der Auswirkungen von Extremwetter und dem Klimawandel geführt“, heißt es in der Studie. Die Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels werde von Versicherungsunternehmen, Ökonominnen und Regierungen aber nach wie vor unterschätzt. Unter anderem deshalb, weil das volle Ausmaß der verursachten Schäden wegen großer Lücken in der veröffentlichten Forschung verschleiert werde, warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Lesotho, Afrika, Dürre, Wasser
AP
4,5 Millionen Menschen sind in Somalia laut UNO direkt von der Dürre betroffen

Denn: Gerade aus jenen Ländern, in denen die Auswirkungen der Erderhitzung stärker zu spüren sind, werden dringend mehr nationale Wetterdaten benötigt. „Die Erforschung dieser Auswirkungen wird behindert, wenn diese nicht öffentlich verfügbar sind“, heißt es in der Studie. Als Beispiele nennen die Forscherinnen und Forscher das dürregeplagte Somalia, wo „Wettermessungen aufgrund von ungeordneten Regierungswechseln gestört werden“, und Länder, wie etwa Polen, „wo Wetterdaten nur gegen hohe Gebühren und damit in der Regel nicht für öffentlich geförderte Forschung zur Verfügung stehen“.

Verständnis notwendig für Anpassung

Man habe zwar noch keinen umfassenden Überblick oder eine detaillierte Bestandsaufnahme darüber, welche Auswirkungen der Klimawandel heute hat, so Otto, aber „die Werkzeuge und das fortgeschrittene Verständnis, um ein solches Inventar zu erstellen“. Diese müssen nun weltweit angewendet werden. „Andernfalls verweigern wir den Ländern das nötige Wissen, mit dem sie ihre knappen Mittel optimal nutzen und die Chancen der Menschen verbessern können, sicher zu leben und sich an den Klimawandel anzupassen.“

„Die Zunahme extremer und intensiverer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen und betrifft Menschen auf der ganzen Welt“, sagt der Erstautor der Studie, Ben Clarke von der University of Oxford. „Das Verständnis der Rolle, die der Klimawandel bei diesen Ereignissen spielt, kann helfen, uns besser darauf vorzubereiten. Es ermöglicht uns auch, die tatsächlichen Kosten zu ermitteln, die Kohlenstoffemissionen in unserem Leben verursachen.“