Eine junge Frau in einem Rollstuhl fährt in einem Garten
Pixel-Shot – stock.adobe.com
Pixel-Shot – stock.adobe.com

Die Risikofaktoren für Long Covid

Frauen, 50- bis 60-Jährige und Menschen, die schon vor der Coronavirus-Infektion einen schlechteren Gesundheitszustand hatten, erkranken häufiger an Long Covid. Das zeigt eine großangelegte Studie aus dem Vereinigten Königreich.

Erschöpfung nach leichtester körperlicher Aktivität", andauernde Müdigkeit und „Brain Fog“ – das sind nur drei der bis zu 200 Symptome, die bisher mit Long Covid in Verbindung gebracht werden. Die Beschwerden können monatelang andauern, vielen Betroffenen ist es nicht möglich, weiter zu arbeiten und ihrem gewohnten Alltagsleben nachzugehen.

Long Covid erhält zwar seit einigen Monaten mehr Aufmerksamkeit von Politik und Medien, Betroffene kritisieren aber nach wie vor mangelnde Unterstützung sowie fehlende Gelder für die Erforschung der Erkrankung. Alles Gründe dafür, dass die Häufigkeit, mit der Long Covid in der Bevölkerung auftritt, die Risikofaktoren und auch mögliche Therapien noch nicht ausreichend erforscht sind. Ein wichtiges Puzzleteil lieferte nun die aktuelle Studie, die im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht wurde.

Geschlecht, Vorerkrankungen und Alter

Für die Erhebung analysierte das Forschungsteam um Ellen Thompson vom Londoner King’s College Umfragedaten von knapp 7.000 Personen, die eine Coronavirus-Infektion gemeldet hatten, aus zehn Längsschnitterhebungen. Parallel dazu nutzten die Forschenden Daten von 1,1 Millionen mit Covid-19-diagnostizierten Patientinnen und Patienten aus elektronischen Gesundheitsakten, die bis zum Frühjahr 2021 erfasst worden sind.

Zwischen acht und 17 Prozent der mutmaßlichen Covid-19-Fällen aus den Längsschnitterhebungen berichteten demnach von Symptomen, die länger als zwölf Wochen andauerten. 1,2 und 4,8 Prozent davon gab „Entkräftung“ an. In den elektronischen Gesundheitsakten hatten nur 0,4 Prozent der Covid-19-Fälle eine anschließende Long-Covid-bezogene Diagnose oder eine weiterführende Überweisung zur Abklärung (Diagnosecodes für Long Covid wurden im Gesundheitswesen des UK allerdings erst im Dezember 2020 eingeführt).

In der Analyse wurden – sowohl in den Längsschnitterhebungen als auch in den Gesundheitsakten – „weibliches Geschlecht, schlechtere psychische und allgemeine Gesundheit vor der Pandemie, Fettleibigkeit und Asthma“ als Risikofaktoren für Long Covid identifiziert. Von Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren wurden besonders häufig Long-Covid-Symptome gemeldet. Aufgrund der für diesen Faktor nicht einheitlichen Datenlage gehen die Studienautorinnen und -autoren aber von einem erhöhten Risiko für Long Covid mit zunehmenden Alter bis zum Alter von 70 Jahren aus.

Fehlende einheitliche Definition erschwert Forschung

Dass die Erforschung der Erkrankung auch im dritten Jahr der Pandemie noch lückenhaft ist, liegt laut den Studienautorinnen und -autoren auch daran, dass es keine einheitliche Definition von Long Covid gibt und in einzelnen Studien zur Thematik unterschiedliche Symptome beschrieben werden. Außerdem basieren viele Studien auf relativ kleinen Stichproben, und von diesen könne vermutlich nicht auf die gesamte Bevölkerung rückgeschlossen werden.

In der aktuellen Studie wird Long Covid als „das Auftreten eines oder mehrerer Symptome von Covid-19 vier Wochen nach der Infektion“ definiert. Die Studienautorinnen und -autoren betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung zu den von Long Covid betroffenen Risikogruppen: Zusätzliche repräsentative Studien etwa, um die Datenlage zu verbessern und Betroffene besser unterstützen zu können.