Asiatische Tigermücke
APA/JAMES GATHAN
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Geruch

Wie manche Viren Mücken anlocken

Mäuse und Menschen, die mit dem Zika- oder Dengue-Virus infiziert sind, riechen anders als gesunde Individuen. Wie eine Studie zeigt, verändert sich durch die Infektion mit Viren dieser Art die Bakterienbesiedlung der Haut. Der Geruch lockt Gelsen an, die die Erkrankung weitertragen.

Manche Viren nutzen kleine Blutsauger wie Gelsen und Zecken als Überträger. Stechen oder beißen sie infizierte Menschen oder Tiere, infizieren sie sich selbst und geben die Krankheit an ihr nächstes Opfer weiter. Zu solchen von Vektoren übertragenen Krankheiten zählen beispielsweise das Dengue-Fieber und Zika. Beide werden von Flaviviren ausgelöst, zu denen auch das Gelbfieber- und das West-Nil-Virus und das bei uns häufige FSME-Virus gehören.

Das Dengue-Fieber kursiert in erster Linie in tropischen Regionen. Das Virus verursacht Fieber, Ausschlag, Schmerzen und manchmal auch Blutungen. Eine Erkrankung kann zum Tod führen. Jährlich gibt es weltweit etwa 20.000 Tote, die meisten davon Kinder. 50 Millionen Erkrankungen sind es laut dem US-amerikanischen National Institute of Health (NIH) insgesamt. Das Zika-Virus ist im Vergleich harmloser, kann aber bei Ungeborenen zu schweren Beeinträchtigungen führen.

Die Viren müssen permanent zwischen Menschen, Säugetieren und Mücken zirkulieren, sonst würden sie verschwinden. Deswegen sind sie in warmen und feuchten Weltregionen häufiger, wo es keinen Frost gibt, der den Gelsen den Garaus macht.

Überlebensstrategien

Um ihr Überleben sicherzustellen, haben die Flaviviren anscheinend recht raffinierte Strategien entwickelt, wie die Forscherinnen und Forscher um Hong Zhang von der Tsinghua Universität in Peking nun im Fachmagazin „Cell“ berichten. Man wisse, dass mit dem Dengue- oder Zika-Virus Infizierte häufiger von Gelsen gestochen werden als Gesunde; Kranke müssen also irgendwie anziehender für die kleinen Blutsauger erscheinen.

Eine wichtige Rolle könnte der Geruch spielen, wie das etwa auch bei parasitären Krankheiten wie der Malaria der Fall ist: Durch die Parasiten riechen Erkrankte für Gelsen „besser“. Dass auch Zika und Dengue den Körpergeruch von Infizierten verändern, war die Ausgangshypothese für die aktuelle Studie (sobald online).

Attraktiver Geruch

Tests mit von Dengue- und Zika-Viren infizierten Mäusen ergaben, dass Gelsen (die Tigermücken Aedes aegypti, Aedes albopictus) tatsächlich eine Präferenz für Infizierte haben. Anschließend analysierte das Team verschiedene Geruchsmoleküle auf der Haut der Nager. Einige fanden sich häufiger bei kranken Tieren. Die Substanzen hatten – aufgetragen auf der Hand von gesunden Freiwilligen bzw. gesunden Mäusen – wirklich eine anziehende Wirkung auf Stechmücken.

Besonders attraktiv für die Blutsauger war der Geruch von Acetophenon. Die chemische Verbindung kommt auch in vielen Früchten vor und in manchem Käse. Geruchsproben von kranken Menschen hatten eine ähnliche Wirkung wie die von kranken Mäusen, sie enthielten ebenfalls sehr viel Acetophenon.

Verändertes Mikrobiom

Das Geruchsmolekül wird von einem bestimmten Hautbakterium erzeugt. Auf gesunder Haut vermehrt es sich nicht ungehemmt, bei Zika- und Dengue-Kranken laut den Studienautoren aber schon. „Die Flaviviren können das Mikrobiom der Haut so manipulieren, dass es mehr Mücken anzieht und sich der Erreger schneller verbreitet“, erklärt Koautor Penghua Wang von der University of Conneticut in einer Aussendung. Wie er und sein Team in der Studie schreiben, kenne man die wichtige Rolle von Hautbakterien schon aus früheren Untersuchungen: Ihre Zusammensetzung entscheidet mitunter darüber, wie attraktiv Säugetiere oder Menschen für Gelsen sind.

Im Rahmen der Experimente wurde auch ein Mittel getestet, mit dem sich das ungehemmte Bakterienwachstum und somit die Geruchsveränderung reduzieren lässt: ein gängiges Akne-Präparat – der Wirkstoff ist ein Abkömmling von Vitamin A. Anstatt des Medikaments, das sehr viele Nebenwirkungen hat, wäre es in Zukunft aber auch denkbar, die Geruchsrezeptoren der Gelsen genetisch zu manipulieren.