Labor: Forscher untersucht Virusproben
DOUGLAS MAGNO/AFP
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Coronavirus

Neue Variante: Wie gefährlich ist BA.2.75?

Während in Europa BA.4 und BA.5 das Infektionsgeschehen dominiert, ist in Indien die neue Omikron-Variante BA.2.75 aufgetaucht, die man laut Fachleuten im Auge behalten muss – vor allem wegen einiger Mutationen im Spike-Protein: Diese könnten den Immunschutz außer Kraft setzen.

Die Omikron-Untervariante BA.5 dominiert derzeit das Infektionsgeschehen in Österreich, ihr Anteil beträgt aktuell knapp 75 Prozent, in Wien liegt der Anteil laut dem aktuellen Variantenbericht der AGES bei 80 Prozent. Nach absoluten Zahlen gerechnet bliebt die Kurve allerdings überraschend flach, sagt Ulrich Elling vom Akademie-Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien. "Die Zahlen steigen zwar, aber nicht so sehr, wie man erwarten konnte.“

Das dürfte laut Elling verschiedene Gründe haben. Zum einen hat sich das Leben bei sommerlichen Temperaturen nach draußen verlagert, außerdem sind nun die Schulen geschlossen. Zum anderen wird nun auch deutlich weniger getestet – daher ist es auch wahrscheinlich, dass ein gewisser Teil der Infektionen schlicht übersehen wurde.

Frühwarnung in Indien

Der Aufmerksamkeit der Wissenschaft nicht entgangen ist jedenfalls, dass sich in Indien eine neue Variante hervortut und möglicherweise BA.5 im Infektionsgeschehen ablösen könnte. Ihr Name: BA.2.75. Der australische Datenexperte Mike Honey war einer der ersten, der auf die ansteigenden Fälle auf dem indischen Subkontinent aufmerksam gemacht hat.

Diese befinden sich zwar noch auf sehr niedrigem Niveau, die Dynamik der Entwicklung in Indien sowie bereits erfolgte Nachweise in Europa lassen jedoch vermuten, dass „die Dunkelziffer viel, viel höher ist und dass es sich dabei um keinen Laborfehler handelt“, so Elling.

Mögliche Anzeichen für Immunflucht

Das Viruserbgut wurde bereits im Detail analysiert – hier fällt auf: BA.2.75 hat offenbar allerlei Änderungen im Spike-Protein angehäuft (im Vergleich zu BA.5 sind es gleich elf Mutationen) und die könnten die Möglichkeit bieten, dem Immunsystem noch ein Stück weit besser auszuweichen, als es bei bisherigen Omikron-Varianten der Fall war. Speziell in Ländern, wo die letzte Infektionswelle von BA.2 getragen wurde – so wie zum Beispiel in Österreich. Dies sei zwar möglich und auch nicht unplausibel, „aber derzeit reine Spekulation“, betont Elling.

Zum Krankheitsverlauf gebe es zum Beispiel noch gar keine Daten, insofern könne nur eines mit Sicherheit sagen: Man müsse die Variante im Auge zu behalten.

Auf Twitter hat BA.2.75 übrigens den Spitznamen „Zentaurus“ erhalten. Dies hat einen schlichen Grund. Vor einiger Zeit hatte nämlich die WHO verlautbart, dass die Namen der „variants of concern“ nach Sternbildern benannt würden, sollte man mit den Buchstaben des griechischen Alphabets nicht das Auslangen finden. Noch ist man allerdings längst nicht bei Omega angelangt, offiziell wird es also bei BA.2.75 bleiben.