Ein Mann steht auf einem Podest, unter ihm viele Geldmünzen, im Hintergrund Frauen mit deutlich weniger Geld
honigjp31 – stock.adobe.com
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Pay Gap

Besser gebildet, schlechter bezahlt

Obwohl Frauen in Österreich im Schnitt höher gebildet sind als Männer, verdienen sie weniger. Eine neue Studie des Momentum Instituts hat das genauer untersucht: Ihr zufolge verdient etwa eine Frau mit Matura rund ein Drittel weniger als ein Mann mit Matura und eine Frau mit einem Uni-Master-Abschluss rund 40 Prozent weniger als ein Mann.

Österreichs Bevölkerung ist heute deutlich höher gebildet als noch vor 50 Jahren. Besonders Frauen haben, was Bildungsabschlüsse betrifft, aufgeholt. Konnten im Jahr 1971 70 Prozent der Frauen nur einen Pflichtschulabschluss als höchsten Bildungsgrad vorweisen, machen sie heute öfters als Männer die Matura, besuchen stärker Fach- oder Handelsschulen und studieren häufiger, berichtet Sophie Achleitner, die am Momentum Institut in Wien forscht, einer zum Großteil von der Arbeiterkammer finanzierten Einrichtung. „Abgesehen von der Lehre und von den Doktoraten haben Frauen in Österreich bei der Bildung die Nase vorn und sind schlichtweg höher gebildet als Männer.“

Bildung macht sich für Männer stärker bezahlt

Wer höher gebildet ist, verdient tendenziell besser. Während im höchsten Einkommensfünftel rund 40 Prozent einen Hochschulabschluss haben, sind es im ärmsten Fünftel nur 15 Prozent. Das durchschnittliche Monatseinkommen einer Person mit höchstens Pflichtschulabschluss und einer Person mit Hochschulabschluss unterscheidet sich im Schnitt um mehr als 2.000 Euro. Für Frauen zahle sich die höhere Bildung jedoch weniger aus als für Männer, sagt Achleitner, die für den aktuelle Bildungsreport des Momentum Instituts Daten zu Bildung, Einkommen und Geschlecht analysiert hat.

In Österreich klafft eine große geschlechts- und bildungsspezifische Einkommenslücke. Beispielsweise verdient eine Frau mit Lehrabschluss rund 40 Prozent weniger als ein Mann mit gleichem Bildungsgrad. Ähnliches gilt für Universitätsabschlüsse. Auch nach einem Master oder einem Doktorat verdienen Frauen bei gleichem Abschluss fast 40 Prozent weniger. Bei Bachelorabsolventinnen und -absolventen ist die Lücke mit zehn Prozent am geringsten.

Weniger Einkommen trotz höherem Abschluss

Diese Einkommensunterschiede bestehen nicht nur bei gleichen, sondern auch bei unterschiedlichen Bildungsabschlüssen. „Das ist interessant und ernüchternd zugleich“, sagt die Ökonomin. „Aber eine Frau mit Hochschulabschluss verdient im Schnitt pro Monat etwa nur 45 Euro mehr als ein Mann ohne Hochschulabschluss.“

Zudem zeige das Bildungsbezogene Erwerbskarrieremonitoring der Statistik Austria, dass die Einkommensunterschiede in den Studiengängen Sozialwissenschaften, Pädagogik und Ingenieurswesen besonders stark ausgeprägt sind. „Eine Frau, die beispielsweise einen Masterabschluss im Ingenieurswesen hat, verdient weniger als ein Mann in der gleichen Branche, der nur einen Bachelorabschluss hat“, berichtet Achleitner.

Auch in Vollzeit verdienen Frauen weniger

Frauen arbeiten viel häufiger als Männer in Teilzeit. Während ein Drittel der Frauen mit Hochschulabschluss teilzeitbeschäftigt ist, sind es nur rund zehn Prozent der Männer mit Hochschulabschluss. Mit 60 Prozent am höchsten ist die Teilzeitquote bei Frauen mit Lehrabschluss. Ein Teil der Einkommenslücke lässt sich durch diese ungleiche Verteilung von Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigkeit erklären. Die Lücke bleibt jedoch bestehen, auch wenn man nur Personen mit Vollzeitbeschäftigung betrachtet.

Frauen verdienen bei einer Vollzeitbeschäftigung nur nach einem Fach- oder Handelsschul-Abschluss in etwa gleich viel wie Männer, bei allen anderen Bildungsgraden verdienen sie im Schnitt weniger. So verdienen Frauen mit Hochschulabschluss in Vollzeit rund ein Viertel weniger als Männer mit einem Hochschulabschluss. Bei Matura sind es rund 22 Prozent. Gleichzeitig verdienen Frauen auch in Teilzeit schlechter als Männer in Teilzeit: Nach der Matura beispielsweise verdient eine Frau im Schnitt rund 40 Prozent weniger, nach einem Lehrabschluss sind es 36 Prozent.

Ungleiche Einkommensverteilung

„Dass Frauen die Verliererinnen in Punkto Einkommen sind, sieht man auch sehr deutlich an der Verteilung der Geschlechter in den Einkommenszehnteln“, sagt Sophie Achleitner. Während 60 bis 70 Prozent der erwerbstätigen Personen in den niedrigsten Einkommenszehnteln weiblich sind, bestehe das reichste Einkommenszehntel zu 80 Prozent aus Männern.

Eine Ungleichverteilung die noch stärker wird, wenn man nur Vollzeitbeschäftigte betrachtet. Vollzeitbeschäftigte Frauen seien überwiegend in den unteren Einkommensschichten zu finden. Ein Umstand der laut der Ökonomin die schlechtere Bezahlung von in Vollzeit arbeitenden Frauen widerspiegle. Sie empfiehlt daher ein gesetzliches Verbot von ungleicher Bezahlung für gleiche Arbeit und (inner)betriebliche Gehaltstransparenz von Männern und Frauen.