Die Frankfurter Hochhäuser erheben sich in den nächtlichen Himmel. Ganz rechts ist der Turm des Doms zu sehen.
APA/dpa/Frank Rumpenhorst
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Technologie

Aufzüge als Speicher erneuerbarer Energien

Energie aus erneuerbaren Quellen zu speichern, ist eine der wichtigsten Herausforderungen der Energiewende. Forscher machen dazu einen originellen Vorschlag: Sie wollen Aufzüge in Hochhäusern dazu nutzen, Energie in oberen Stockwerken zu speichern und im Bedarfsfall nutzbar zu machen.

Da Wind- oder Solaranlagen nicht immer dann am meisten Strom produzieren, wenn dieser auch benötigt wird, kommt Speichertechnologien im Rahmen der Energiewende eine große Bedeutung zu. Kann man mit der überschüssigen Energie Wasser in Staukraftwerken nach oben pumpen, um es dann durch die Turbinen laufen zu lassen, wenn der Strom benötigt wird, hat man Energie erfolgreich zwischengelagert. In städtischen Gebieten gibt es diese Option in aller Regel aber nicht. Gleichzeitig wird der Ausbau von erneuerbarer Energie zurzeit auch im urbanen Raum vielerorts forciert.

Nassen Sand in höhere Stockwerke hieven

Beim Übersiedeln in eine Wohnung im 14. Stockwerk ist Julian Hunt vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien seine Idee mit den Aufzügen gekommen. Im Fachmagazin"Energy" stellte er sie kürzlich mit Kollegen vor. Der Ansatz fußt darauf, die überschüssige Energie zu nutzen, indem mitunter selten genutzte Aufzüge Container mit sehr dichtem Material, wie nassem Sand in höhere Stockwerke von Hochhäusern hieven. Bei Strombedarf werden sie von autonomen Elektro-Fahrzeugen wieder in die Kabinen gebracht und fahren hinunter.

Bremsenergie in Elektrizität umwandeln

Die potenzielle Energie der hoch oben deponierten Gewichte würde dann über Bremssysteme genützt, über die die Energie des herabfahrenden Aufzugs zum großen Teil wieder in „saubere und sichere Elektrizität“ umgewandelt wird, schreiben die Autoren in der Arbeit. Solche Systeme seien in vielen Anlagen eingebaut. Sie könnten zwischen 66 und 76 Prozent der Bremsenergie in Elektrizität umwandeln. Neue, für smarte Aufzüge entwickelte sogenannte Permanentmagnet-Synchronmotoren kämen auf eine Effizienz nahe 92 Prozent, heißt es. Fahren die Lifte mit möglichst hoher Last hinunter, holt man entsprechend viel Strom aus dem „Speicher“.

Noch einige offene Fragen

Die „Lift Energy Storage Technology“ (LEST) sei interessant, da für die Umsetzung vorhandene Anlagen genützt werden könnten. Immerhin rund 18 Millionen davon gebe es weltweit. Allerdings braucht es für die Container viel Platz in den oberen und unteren Geschoßen der Gebäude. Hier kämen ungenutzte Büros oder Wohnungen sowie Gänge in Frage. Außerdem müsse man sich laut den Wissenschaftlern genau ansehen, wie viel Gewicht die oberen Stockwerke der Gebäude tragen können, ohne damit Schäden an der Bausubstanz zu riskieren.

Zur Umsetzung seien freilich noch einige Fragen zu klären, räumen die Forscher ein. Die Angaben zu den Kosten und dem Potenzial sind entsprechend vage: Eine Kilowattstunde LEST-Strom könnte demnach zwischen 21 und 128 Dollar (26 bis 119 Euro) kosten. Weltweit könnte man so zwischen 30 und 300 Gigawattstunden Strom erzeugen.