Eine Ärztin zieht eine Coronavirus-Impfung auf
AFP – JACK GUEZ
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Omikron-Impfstoffe: Zuwarten nicht empfohlen

Gestern haben die EU-Gesundheitsbehörden auf die sommerliche Infektionswelle mit einer Empfehlung reagiert: Alle Menschen ab 60 sollen sich demnach so schnell wie möglich ein viertes Mal impfen lassen. Auf die ab Herbst angepassten Impfstoffe sollte man eher nicht zuwarten – sie bringen vermutlich nur moderate Vorteile.

„So schnell wie möglich impfen“ – wie es am Montag EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides ausgedrückt hat, bedeutet konkret: vier bis sechs Monate nach dem dritten Stich bzw. nach der letzten Erkrankung. Aus impftaktischen Gründen durch den Sommer „durchzutauchen“ und sich den vierten Stich erst mit einem angepassten Impfstoff geben zu lassen, macht angesichts der bisher verfügbaren Daten wenig Sinn, sagt Markus Zeitlinger von der Universitätsklinik für Pharmakologie in Wien. „Aus meiner Sicht empfehle ich das niemandem, weil die angepassten Impfstoffe keinen enormen Benefit bringen werden.“

Bivalenter oder Omikron-Impfstoff

Allerdings, so betont der Pharmakologe: Auch drei Impfungen böten bereits einen sehr guten Schutz. „Wer sich aus irgendeinem Grund erst im Herbst für den nächsten Booster entscheidet, wird seiner Gesundheit sicher keinen Schaden zufügen.“

Die Unterschiede zwischen Impfstoff alt und Impfstoff neu sind laut bisherigen klinischen Studien nicht so groß, wie man es erwarten konnte, wobei sich Pfizer gegenüber der Öffentlichkeit bisher stärker bedeckt hält als Konkurrent Moderna, von dem bisher zumindest Aussendungen zu den Zwischenergebnissen zu bekommen waren. Gewisse Unsicherheiten gibt es auch bei den Zulassungsterminen. EMA-Impfstoffstratege Marco Cavaleri sprach kürzlich von angepassten Impfstoffen „ab September“.

Was letztlich in den Ampullen drin sein wird, ist ebenfalls noch nicht fix. Das können einerseits „reine Omikron-Impfstoffe“ sein, sagt Zeitlinger. „Oder sogenannte bivalente Impfstoffe, die uns vor der Ursprungsvariante und vor Omikron schützen werden. Das hängt wohl auch von den Firmenstrategien ab, schließlich will man so einen Impfstoff auch verkaufen.“

Israel: Vierte Impfung wirkt

Eine aktuelle Studie aus Israel an mehr als 40.000 Menschen aus dem Gesundheitsbereich zeigt jedenfalls: Die (nicht an Omikron angepasste) vierte Impfung wirkt und erhöht den Schutz vor tödlichen Erkrankungen im Vergleich zum dritten Stich nochmals um 72 Prozent. Was die Infektionen betrifft, ist der Schutz bloß um 34 Prozent erhöht, gleichwohl könnte dies auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet auch einen Unterschied machen. Denn: Die Herbstwelle kommt bestimmt, weniger Fälle während der Sommermonate könnten sich spätestens dann bezahlt machen.