Seit rund 40 Jahren wurde das Gebiet im Bundesstaat Maranhao im Nordosten des Landes bereits untersucht und immer wieder die Vermutung geäußert, dass es sich um einen Einschlagskrater handeln könnte. Darauf deuteten auch magnetische Anomalien im Boden hin, Beweise fehlten bisher allerdings. Diese lieferte nun Ferriere zusammen mit Wolf Uwe Reimold von der Universidade de Brasília mit dem entdeckten geschockten Quarz. Das ist eine für Impaktereignisse typische Veränderung im Gestein, die nur bei sehr hohem Druck entsteht. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse kürzlich im Fachjournal „Meteoritics and Planetary Science“.
„Auf Satellitenbildern ist der Krater kaum zu erkennen, er ist großteils erodiert“, erklärte Ferriere. An der Außenseite der Struktur könne man noch ringförmige Merkmale erkennen, und einige markante Hügel im Inneren.
Rund 500 Meter groß
Von den heute rund 200 bekannten Einschlagskratern auf der Erde ist die „Nova Colinas“ genannte Impaktstruktur der neunte in Brasilien und der elfte in Südamerika. „An dieser neu bestätigten Einschlagstruktur müssen in Zukunft weitere intensive Forschungsarbeiten durchgeführt werden, um den Zeitpunkt der Entstehung zu bestimmen“, berichtete Ferriere, „aber der Krater ist definitiv einige zehn Millionen Jahre alt“.
Wie groß der Himmelskörper war, der damals eingeschlagen ist, lässt sich nicht mehr sagen. Als Faustregel gilt, dass ein Krater rund 15 bis 20 Mal größer als sein Verursacher ist – das würde auf einen rund 500 Meter großen „Brocken“ hindeuten.
Die Kooperation mit den brasilianischen Kollegen und die gemeinsame Publikation kommt zeitgerecht zur derzeit laufenden NHM-Ausstellung „Brasilien. 200 Jahre Beziehungsgeschichten“, in der die langjährige österreichisch-brasilianische wissenschaftliche Zusammenarbeit und die Vielfalt der brasilianischen Biosphäre thematisiert wird.