Vater spricht mit Baby, das auf einem Sofa sitzt
©Drazen – stock.adobe.com
©Drazen – stock.adobe.com
Kommunikation

Babysprache funktioniert weltweit gleich

Mit Babys sprechen Erwachsene anders – und zwar weltweit, wie eine neue Studie zeigt. Diese Babysprache zeichnet sich kulturübergreifend durch die gleichen akustischen Merkmale aus. Und: Menschen erkennen, wenn eine Lautäußerung an Babys gerichtet ist – auch wenn sie die Sprache nicht verstehen.

Höhere Tonlage, übermäßige Betonung der Vokale und langsam gesprochene einfache, kurze Sätze: Bei der Interaktion mit Säuglingen verändern Menschen ihre Sprache auf eine Weise, von der sie intuitiv annehmen, dass sie die Kommunikation unterstützt. Studien zufolge wirkt sich Babysprache zudem positiv auf die Sprachentwicklung des Kindes aus.

Die aktuelle Studie, die im Fachjournal „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass Babysprache – also die Varietät einer Sprache, die gegenüber Säuglingen und Kleinkindern verwendet wird (in der Linguistik auch als infant-directed speech bezeichnet) – ein kulturübergreifendes Phänomen ist.

Vater hält Baby im Arm, daneben die Mutter
alfa27 – stock.adobe.com
Mit Babys sprechen Eltern intuitiv anders als mit älteren Kindern und Erwachsenen

Reinere Klangfarbe, höhere Tonlage

1.615 Sprachaufnahmen aus 21 Kulturen auf sechs Kontinenten sammelte der Psychologe Courtney Hilton von der Universität Harvard gemeinsam mit einem 40-köpfigen internationalen Team. Die Sprechproben stammten beispielsweise von Bewohnerinnen und Bewohnern der Städte Peking in China, Krakau in Polen, Turku in Finnland, Toronto in Kanada und Wellington in Neuseeland, aAußerdem von Mitgliedern afrikanischer Volksgruppen wie der Hadza in Tansania und der Mbendjele im Kongo, von im Anden-Raum Südamerikas und auf Inseln im Südpazifik lebenden Menschen und noch von gut einem Dutzend anderer Kulturen.

Mit Hilfe von Computeranalysen untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, inwiefern sich Aufnahmen, die an Babys gerichtet waren, von Aufnahmen, die an Erwachsene gerichtet waren, unterschieden. Sie fanden dabei elf eindeutige akustische Merkmale: So waren etwa die Klangfarben der Stimmen reiner, die Tonlagen höher und Gesänge gedämpfter.

Kulturübergreifend erkennbar

Als nächsten Schritt spielte das Team um Erstautor Hilton die Aufnahmen über 50.000 Menschen aus 187 Ländern vor. Obwohl die Probandinnen und Probanden komplett unterschiedliche sprachliche Hintergründe hatten, konnten sie laut der Studie großteils richtig einschätzen, welche der Aufnahmen an Babys und Kleinkinder gerichtet waren.

In den folgenden Audiobeispielen ist etwa eine Lautäußerung einer Sprecherin aus Peking in Babysprache einer Lautäußerung derselben Sprecherin, die sich an Erwachsene richtet, gegenübergestellt:

Evolutionär bedingt?

Die Ergebnisse der Untersuchung tragen zum besseren Verständnis der menschlichen Sprache bei, so die Studienautorinnen und -autoren: Wie Menschen ihre Sprache gegenüber Babys verändern, sei über Kulturen hinweg einheitlich und auch für Außenstehende erkennbar. Nicht auszuschließen sei zudem, dass eine kulturübergreifende Funktion ausschlaggebend für die Evolution der Sprachvarietät „Babysprache“ gewesen sei.

Als Beispiel führen die Studienautorinnen und -autoren hier an, dass die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern sprechen, ebenso wie das Singen von Schlafliedern eine beruhigende Wirkung hat. Ausreichend interkulturelle Belege dafür, dass sich Babysprache aufgrund einer gemeinsamen Funktion entwickelt hat, gebe es bisher allerdings noch nicht.