Würfel, auf denen „Covid 19“ steht
gmstockstudio – stock.adobe.com
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Psychologie

Pandemie verändert auch die Sprache

FFP2-Maske, Isolation, Contact-Tracing – Worte wie diese hatten und haben in der CoV-Pandemie Konjunktur. Das hat auch den Wortschatz und die Sprachverarbeitung verändert, wie Fachleute in einer neuen Studie berichten.

Ein Team um Daniel Kleinman von der Yale University und Eva Wittenberg von der Central European University (CEU) in Wien ging im Fachblatt „PLOS One“ der Frage nach, ob so rasche Veränderungen in der Verwendung von Worten das Wortverständnis auch längerfristig beeinflussen.

Eher „mask“ als „task“

Über zehn Monate hinweg hörten 900 US-amerikanische Versuchspersonen im Verlauf des ersten Pandemiejahres in einer Onlineuntersuchung eine Reihe von Wörtern, die allerdings verändert wurden. So wurden einige Wortteile durch Rauschen oder Husten ersetzt. Da Menschen mit derartig undeutlicher Sprache im Alltag sehr oft konfrontiert sind, wird die fehlende Stelle im Gehirn sozusagen aufgefüllt. Das geschieht in der Regel mit jenem Laut, mit dem ein Zuhörer aus seinem lexikalischen Wissen heraus am ehesten rechnet.

Die Fachleute nahmen etwa das englische Wort „mask“ für „Maske“ als Ausgangspunkt. Dann wurde über mehrere Einzelstudien hinweg der erste Laut entweder durch Rauschen oder Husten ersetzt. Das resultierende „ask“ könnte in der Wahrnehmung ebenso gut auch mit einem „t“ aufgefüllt werden, und als „task“ – also „Aufgabe“ – verstanden werden. Gegenüber den Kontrollgruppen, die ein anderes, nicht pandemiebezogenes manipuliertes Wort hörten, das ebenso leicht auf verschiedene Arten interpretiert werden konnte, zeigte sich, dass es eine statistisch signifikante Verzerrung in Richtung „mask“ gab.

Eine Wirkung, die bleibt

Zusätzlich erhöht war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein „mask“ wahrnahm, wenn der erste Laut durch ein Husten ersetzt wurde. Die Forscherinnen und Forscher werten ihre Ergebnisse als Hinweise, „dass schnelle Veränderungen des sprachlichen Inputs zu Veränderungen in der Sprachverarbeitung führen können, die über viele Monate hinweg anhalten. Selbst wenn Covid morgen verschwände, würde unser Sprachsystem die Reaktion auf die Pandemie länger in sich tragen“, so Wittenberg in einer Aussendung der CEU.

Das lege auch die Annahme nahe, dass Personen Sprachinhalte, die ihnen in der jüngeren Vergangenheit öfter unterkommen, durchaus auch höher gewichten können als langjährige Erfahrungen, schreiben die Fachleute in ihrer Arbeit.