Kibale Nationalpark, Uganda, Afrika, Schimpansen
KCP project
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Schimpansen

Mit Gebell zum gemeinsamen Jagderfolg

Wenn Schimpansen in der Gruppe jagen, bellen sie wie Hunde, und motivieren einander damit. Das hat ein Forschungsteam in Uganda beobachtet – und so einen weiteren Puzzlestein in der Frage gefunden, wie das Zusammenspiel von Kommunikation und Kooperation beim Menschen entstand.

Ein Merkmal der menschlichen Spezies ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit – und damit verbunden: die Fähigkeit miteinander zu kommunizieren. Beides hat sich vermutlich zeitgleich entwickelt. Die Kommunikation erleichterte kooperatives Verhalten, und daraus entstanden wiederum ausgefeiltere sprachliche Fähigkeiten.

Wie diese Wechselbeziehung aus evolutionärer Sicht entstand, ist bisher aber nicht weitreichend erforscht. Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Joseph Mine vom Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Zürich versuchte nun, der Antwort auf diese Frage einen Schritt näherzukommen.

Datenmaterial geht bis 1997 zurück

Im Kibale-Schimpansenprojekt im Kibale Nationalpark in Uganda versuchte das Team herauszufinden, ob die Grundbausteine für diese Fähigkeiten auch in den nächsten lebenden Verwandten des Menschen zu finden sind. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, welche Rolle Lautsignale von Schimpansen dabei spielen, eine Gruppenaktivität erfolgreich zu gestalten – in diesem Fall: die Jagd. Denn diese sei ein typisches Beispiel einer gemeinschaftlichen Aktivität von Schimpansen.

Kibale Nationalpark, Uganda, Afrika, Schimpansen
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Im Kibale-Schimpansenprojekt in Uganda wird das Verhalten der Affen beobachtet

Schimpansen sind eine Gattung aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae) und die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Für die Studie, die nun im Fachjournal „Science Advances“ veröffentlicht wurde, analysierte das Forschungsteam Daten von knapp 2.400 Beobachtungen von Jagdaktivitäten von Schimpansen im Kibale-Nationalpark im Zeitraum von 1997 bis 2018.

Bellen als Motivation

Dabei entdeckten die Forscherinnen und Forscher, dass die Schimpansen Lautsignale verwenden, die an das Bellen von Hunden erinnern, um die gemeinsame Jagd einfacher und effizienter zu gestalten. Das Gebell diene vermutlich dazu, vor Jagdbeginn Motivation zu signalisieren. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Jagd teilzunehmen, sei für Schimpansen, die zuvor gebellt hatten, erheblich höher gewesen, als für diejenigen, die dies nicht getan hatten.

Darüber hinaus fanden die Studienautorinnen und -autoren heraus, dass die Jagd erfolgreicher war – also öfter und schneller zum Beuteerfolg führte -, wenn ihr Gebell vorausging, da dies bedeutete, dass mehr Schimpansen beteiligt waren.

Der Mensch war nicht der erste Teamworker

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, so das Forschungsteam, dass die Wechselbeziehung zwischen Kommunikation und Kooperation auf Gruppenebene nicht erst mit der Entstehung des Menschen begann. Sie war laut der Studie wahrscheinlich schon beim letzten gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpansen vorhanden.

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Eine Gruppe Schimpansen mit ihrer Beute

Das Verhalten der Schimpansen, die bei der Jagd beobachtet wurden, stelle den Vorläufer eines typischen Zusammenspiels von Kommunikation und Kooperation dar, so die Studienautorinnen und -autoren. Das Gebell erleichtere den Schimpansen möglicherweise nicht nur Entscheidungen darüber, ob und wie schnell sie sich ihren Artgenossen bei der Jagd anschließen, sondern beeinflusse auch die Gruppendynamik: Das Jagen sei erfolgreicher, wenn gebellt wird.