Panda in Hongkong
AFP/ANTHONY WALLACE
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Paläontologie

Der letzte Panda Europas

Anhand zweier Zähne haben Forscher aus China und Bulgarien eine neue Unterart der Pandabären identifiziert. Es war die wohl letzte in Europa vorkommende Art, sie lebte bis vor 5,3 Millionen Jahren. Als das Mittelmeer beinahe austrocknete, verschwanden die Pandas aus Europa.

Der Große Panda ist die letzte lebende Art der Pandas. Früher umfasste die Gattung mehr als zwanzig Arten und war über die Grenzen Chinas hinaus bis nach Europa verbreitet. Die vermutlich letzte Pandaart Europas haben nun Nikolai Spassov vom Naturhistorischen Museum in Sofia und Qigao Jiangzuo von der Universität Peking identifiziert. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung sind soeben im Fachmagazin „Journal of Vertebrate Paleontology“ erschienen.

Panda, Bär, Darstellung, Kunst
VELIZAR SIMEONOVSKI, CHICAGO
So könnten die letzten europäischen Pandas ausgesehen haben

Benannt wurde die Art nach Ivan Nikolov – dem Paläontologen, der die fossilen Zähne ursprünglich in die Sammlung des Naturhistorischen Museums in Sofia aufnahm – und heißt „Agriarctos nikolovi“.

Exponate jahrzehntelang unbeachtet

Bereits 1970 tauchten die Bärenzähne in der Gegend um Elin Pelin in Bulgarien auf. Nikolov untersuchte sie damals nicht genauer, sondern katalogisierte sie lediglich für das Museum. Nur ein kleiner Zettel an den Fossilien deutete auf den Fundort der Stücke hin. „Ich habe Jahre gebraucht um herauszufinden, woher sie kommen und wie alt sie sind“, erzählt der Paläontologe Nikolai Spassov in einer Aussendung zur Studie. „Noch länger hat es gedauert, bis ich realisierte, dass es sich um einen unbekannten, fossilen Panda handelt."

Spassov und Jiangzuo verglichen die Zähne aus Bulgarien mit neun weiteren Exponaten und Abgüssen, die aus Europa und Asien stammen. Zwei davon sind Teil der paläontologischen Sammlung der Universität Wien. Anhand bestimmter Merkmale wie Einbuchtungen und Erhebungen der Zähne konnten sie die Experten einer neuen Art zuordnen.

Zähne, Fossilien, Pandazähne, Exponat Uni Wien
Journal of Vertebrate Paleontology, Qigao Jiangzuo, Nikolai Spassov
Fossile Zähne aus Europa und Asien dienten als Vergleich. Der Abguss eines Zahnes – im Bild Zahn „A“ – stammt aus einer Sammlung der Universität Wien.

Die spezielle Form der Funde lässt für die Wissenschaftler auch Rückschlüsse auf die Ernährung der letzten europäischen Pandas zu. Denn Pandas lebten nicht immer vegetarisch: „Der mögliche Konkurrenzdruck, der von anderen Fleischfressern ausging, erklärt, warum sich Pandas auf pflanzliche Nahrung spezialisierten“, so Spassov. Die neu entdeckte Art ernährte sich laut den Biologen allerdings ebenfalls vegetarisch, aber noch nicht von Bambus: „Die Zähne scheinen nicht stark genug, um die hölzernen Stiele zerkleinern zu können“.

Verbreitung aus Europa nach Asien möglich

Heute sind Pandabären vorrangig für ihre noch lebenden Verwandten aus China bekannt. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Bären in Asien entstanden und sich später bis nach Europa ausbreiteten. Laut Spassov ist diese Annahme jedoch mit Vorsicht zu genießen. „Die ältesten Individuen dieser Gruppe von Bären wurden in Europa gefunden“, erklärt Spassov.

Dass sich die Tiere von Europa aus verbreiteten, sei also durchaus möglich. Um die Theorie zu bestätigen, müssten aber noch weitere Fossilien auftauchen. Sicher ist, dass die europäischen Pandas ausstarben, als das Mittelmeer vor etwa fünf Millionen Jahren beinahe austrocknete. Dadurch veränderte sich das Klima und der bevorzugte Lebensraum der europäischen Pandas verschwand.