Jetstreams über Eurasien
NASA’s Goddard Space Flight Center
NASA’s Goddard Space Flight Center

Krankheitserreger breiten sich verstärkt aus

Die Klimaerwärmung beeinflusst extreme Wetterereignisse – und diese verstärken laut einer neuen Studie das Risiko für Infektionskrankheiten. Denn viele Krankheitserreger, wie etwa Dengue- und Zikaviren, können sich durch Hitzewellen und Überschwemmungen besser ausbreiten.

Neben den vielfältigen drastischen Auswirkungen auf die Ökosysteme der Erde entwickelt sich die Erderhitzung zunehmend zum Gesundheitsrisiko für den Menschen. So führen etwa Hitzewellen zu vermehrten Herzinfarkten und Todesfällen infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie stark die Erderwärmung auch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten fördert, untersuchte nun ein Forschungsteam aus den USA und Schweden.

Die Forscherinnen und Forscher um den Biologen Camilo Mora von der Universität Hawaii Mānoa kommen zu dem Schluss, dass 58 Prozent der von Krankheitserregern ausgelösten Erkrankungen durch die Klimaerwärmung verstärkt werden können. Das geschehe durch die Erwärmung an sich, aber auch durch extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen.

Mehr Moskitos durch Wärme und Überschwemmungen

Dass der Klimawandel auch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten beeinflusse, sei zwar bekannt – das volle Ausmaß des Risikos habe sich bisher aber nur schlecht in Zahlen ausdrücken lassen, so die Forscherinnen und Forscher in der Studie, die im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlicht wurde. Um das zu ändern, führten sie eine Literaturrecherche durch und fanden über tausend einzelne Pfade, auf denen jeweils ein Krankheitserreger durch die Klimaerwärmung gefördert wurde.

Anopheles moskito, Malaria
Centers for Disease Control and Prevention
Mit dem Speichel der Moskito können beim Stich Krankheitserreger übertragen werden

So könnten etwa Wärme und Überschwemmungen die Verbreitung von Erregern wie Bakterien und die von Gelsen, Zecken und anderen Krankheitsüberträgern verstärken. Der Übersichtsarbeit lag eine Liste von 375 Krankheiten, mit denen Menschen weltweit konfrontiert sind, zugrunde, die von Erregern wie Viren, Bakterien aber auch Pflanzenpollen und Pilzen ausgelöst werden. Die Ausbreitung von 218 dieser 375 Infektionskrankheiten, also 58 Prozent, wird laut dem Forschungsteam durch die Klimaerwärmung gefördert. Wetterextreme können außerdem über Stress und Mangelernährung das menschliche Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.

„Mensch kann sich nur begrenzt anpassen“

Die Studie zeige, wie die menschgemachte Klimaerwärmung zu einer Zunahme an Krankheiten führt. Die große Zahl der Krankheitserreger und der Übertragungswege, die durch die Klimaerwärmung verstärkt werden, zeige das Ausmaß der Risiken der menschlichen Gesundheit durch den Klimawandel.

Das Forschungsteam betont auch die begrenzte Fähigkeit des Menschen sich anzupassen: Die Auswirkungen der Klimaerwärmung seien zu zahlreich für umfassende gesellschaftliche Anpassungen. Das unterstreiche die „dringende Notwendigkeit, am Ursprung des Problems zu arbeiten und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“

Absperrungen sperren die Straßen im Hafen wegen Hochwasser.
APA/dpa/Bernd WŸstneck
Extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren nehmen auch in Österreich zu

Wie schnell durch eine Infektionskrankheit eine globale Notlage entstehen kann, habe sich durch die Coronavirus-Pandemie gezeigt: Erreger verursachen nicht nur Krankheiten, die bei einer großen Anzahl an Menschen auch zum Tod führen können. Sie können auch großflächige sozioökonomische Folgen haben. Das Coronavirus dürfe nicht als Ausnahmefall betrachtet werden, so die Forscherinnen und Forscher. Auch andere Infektionskrankheiten wie Malaria, Ebola, das Zikavirus und das Denguefieber führen jedes Jahr zu Millionen von Todesfällen und haben in den betroffenen Ländern drastische Auswirkungen auf die Gesellschaft.

RKI: Rückkehr von Malaria möglich

Erst am Sonntag sagte der Präsident des deutschen Robert Koch-Instituts (RKI) gegenüber Medien, man müsse „exotische Krankheiten“ auch in Mitteleuropa in den Blick nehmen. Der Klimawandel führe etwa in Deutschland zu einer Ausdehnung der Lebensräume für Gelsen und Zecken. Diese können virale, bakterielle und parasitäre Infektionserreger wie Dengue- und Zikaviren übertragen. Auch eine Rückkehr der Malaria sei möglich. Ein wichtiges Anliegen des RKI sei es daher, Ärzte und Ärztinnen für diese Krankheiten zu sensibilisieren.