Flüssigkeit tropft aus einer Spritze
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Salzburger Datenanalyse bestätigt Impfwirkung

In Salzburg haben Fachleute erstmals in Österreich 1,4 Millionen Datensätze aus der Coronavirus-Pandemie ausgewertet. Das Ergebnis deckt sich mit bisherigen Erkenntnissen: Bei den Ungeimpften ist die Infektions-, Hospitalisierungs- und Sterberate deutlich höher. Das gilt für die Delta- und für die Omikronvariante.

Die Expertinnen und Experten konnten zwar keine neue Sensation vermelden, aber: „Die Impfung schützt vor schweren Verläufen und vor Spitalsaufenthalt“, fasste Arne Bathke, Dekan der Fakultät für Digital und Analytical Sciences an der Universität Salzburg, am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz zusammen.

Für die Analyse haben die Fachleute relevante Daten aus den Spitälern, des e-Impfpasses und des epidemiologischen Meldesystems EMS anonym verknüpft. Die Verschränkung der Daten war durch eine Kooperation der Salzburger Landeskliniken (SALK) und dem Land Salzburg möglich geworden. Zuvor mussten noch datenschutzrechtliche Fragen geklärt werden. Salzburg sieht sich als Vorreiter in Österreich. Der Untersuchungszeitraum umfasste die Deltawelle von September bis Jahresende 2021 und die darauf folgende Omikronwelle bis Ende April 2022.

500 Todesfälle bei Über-65-Jährigen verhindert

Im Fokus der Analyse stand die Altersgruppe der über 65-Jährigen. Mit zunehmendem Alter steige auch die Hospitalisierung, erläuterte Landesstatistik-Leiter Gernot Filipp. „Die Impfung schützt nachweislich vor Infektionen. Sie wirkt gegen Hospitalisierung, vor allem für Intensivpatienten. Ungeimpfte über 65-jährige hatten während der Deltawelle ein 4,3-mal höheres Sterberisiko als vollständig Geimpfte.“

Während der Omikronwelle sank dieser Faktor auf das 2,6-Fache. „Insgesamt hat in den betrachteten acht Monaten die Impfung statistisch gesehen etwa 500 Todesfälle in der Altersgruppe 65-plus verhindert.“ Die Analysen hätten gezeigt, dass nur eine altersspezifische Auswertung der Daten inhaltlich sinnvoll sei.

Auch bei Hospitalisierungen deutliche Unterschiede

Wanda Lauth vom Intelligent Data Analytics Lab Salzburg (IDA) und Stefan Senn von der Landesstatistik verglichen die Wahrscheinlichkeit, mit Corona ins Spital zu kommen, zwischen geimpften und ungeimpften Personen. „Das Risiko einer Hospitalisierung war in der Deltawelle bei Ungeimpften über 65-Jährigen um das 3,5-Fache höher als bei damals mit zwei Dosen vollständig geimpften Personen. In der Omikronwelle war das Risiko um das 2,6-Fache erhöht. Hier galt man mit mindestens drei Dosen als vollständig geimpft.“

Das Risiko, in die Intensivstation aufgenommen zu werden, sei während der Deltawelle bei vollständig Geimpften fast sechs Mal niedriger gewesen als bei Ungeimpften. „Während der Omikronwelle mussten relativ gesehen 5,1-mal weniger vollständig geimpfte in die Intensivstationen.“

Impfwirkung lässt nach vier Monaten nach

Die Datenspezialisten kamen auch zu dem Ergebnis, dass der Impfschutz gegen eine Hospitalisierung mit zunehmender Zeitdauer nachlässt, im Regelfall nach vier Monaten. „Das Risiko bleibt aber bei ungeimpften Personen über 65 immer höher als bei vollständig geimpften Personen“, erklärte Lauth. Was die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus betrifft, so konnte kein merkbarer Unterschied zwischen vollständig geimpften und ungeimpften Patienten festgestellt werde. Ältere Patientinnen und Patienten wurden im Spital tendenziell länger betreut.

Nicht auf bundesweite Datenauswertung gewartet

Die Frage, warum Salzburg nicht auf eine bundesweite Datenauswertung gewartet hat, beantwortete Bathke so: Man sei sich mit der Landespolitik einig gewesen, nicht auf das Covid-Hospitalisierungsregister zu warten. Die beste Vorbereitung auf den Herbst und Winter geschehe „evidenzbasiert“, auf Grundlage realer Zahlen und Fakten und fachlich fundierter Analyse dieses Datenmaterials.

Der von ihm geleitete Fachbereich Artifical Intelligence and Human Interfaces der Universität Salzburg und das (IDA) Lab Salzburg sind weiterhin wissenschaftliche Partner für die Analyse der Datenbasis für die kommenden Monate. Man sei auch in engem Austausch mit der Krisenkoordination Gecko und anderen Gremien. „Wenn wir einen größeren Pool an Daten haben, können wir noch präzisere Aussagen treffen.“

Das Ergebnis der bisherigen Analyse bestätige, dass eine vollständige Grundimmunisierung und die Auffrischungsimpfung den „bestmöglichen Schutz“ biete, resümierte der Impfkoordinator des Landes, Rainer Pusch. „Das ist für viele hoffentlich auch ein deutlicher Anreiz, sich impfen zu lassen.“