Von Borkenkäfern geschädigter Wald
APA/dpa/Lino Mirgeler
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Wälder stehen unter Klimastress

Gerade in nördlichen Regionen reagieren Wälder auf die zunehmende Trockenheit: Jungbäume wachsen langsamer und überleben seltener. Baumarten dringen in kühlere Gebiete vor. Das zeigen zwei aktuelle Studien aus den USA – Entwicklungen, die auch in Österreich zu beobachten sind. Auch hier stehen Wälder unter Klimastress.

Wälder sind die größten Kohlenstoffspeicher an Land: von den Tropenwäldern über die Nordwaldregionen auf dem amerikanischen Kontinent bis nach Europa. Und sie wirken sich kühlend auf das Weltklima aus. Doch die steigenden Temperaturen und die zunehmende Trockenheit bedrohen Waldbestände weltweit.

Tannen, Kiefern oder Fichten sind Bäume, die im Norden der USA und in Kanada zu finden sind. Für eine Studie der University of Minnesota, die soeben im Fachmagazin „Nature“ erschienen ist, wurden diese Baumarten unter kontrollierten Bedingungen gepflanzt und fünf Jahre lang beobachtet. Es zeigte sich, dass sie wegen der steigenden Temperaturen und vor allem der zunehmenden Trockenheit langsamer wachsen und weniger Jungbäume überleben.

Jungbäume leiden unter Trockenheit

Fehlende Niederschläge machen den Baumbeständen auch in Österreich zu schaffen, etwa im Waldviertel, sagt Manfred Lexer vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur in Wien. Ist es trocken und warm, vermehren sich Borkenkäfer, die etwa Fichten befallen, rasant. Es entstehen Freiflächen im Wald und diese Freiflächen sind besonders heiß und trocken.

„Das heißt, auf diesen Flächen kann das schon dazu führen, dass in trockenen Sommern extreme Bedingungen auftreten, dass Jungwuchspflanzen dann vertrocknen, also zum Absterben kommen“, so Lexer. Folglich nimmt die Regenerationsfähigkeit der Wälder ab und die Waldfläche schrumpft.

Baumgrenze wandert nach oben

Eine weitere Studie, die von der Alaska Pacific University durchgeführt wurde und ebenfalls in „Nature“ erschienen ist, untersuchte die Ausbreitung der Weißfichte in Alaska. Diese Baumart dringt immer weiter in die arktische Tundra vor, in eine Vegetationszone, in der eigentlich keine Bäume wachsen. Vier Kilometer habe sich die Weißfichte in zehn Jahren erobert, schreiben die Forschenden.

In Österreich geht diese Bewegung nicht Richtung Norden, sondern höher hinauf. Die Baumgrenze verschiebe sich nach oben, das verändere Ökosysteme und bedrohe bodennahe Pflanzen, so Lexer. „Es kann sein, dass dann Pflanzenarten aussterben, wenn sie ihrerseits nicht ausweichen können, flüchten können sozusagen“, so Lexer.

Baummischung als wichtigste Maßnahme

Nachdem Wälder zu den wichtigsten Kohlenstoffsenken des Planeten zählen, also Treibhausgase aufnehmen und kühlend wirken, müsse verstärkt darauf geachtet werden, sie widerstandsfähiger zu machen und ihre Regenerationsfähigkeit zu stärken, sagt Manfred Lexer. Die wichtigste Maßnahme sei, die Mischung der Baumarten an die veränderten Bedingungen anzupassen. In Bergregionen sollten zum Beispiel mehr Tannen, Lärchen oder Laubbaumarten wie Buchen oder Bergahorn gepflanzt werden, erklärt Lexer. „Es gibt eine ganze Reihe von Baumarten, die für Mischungen aus dem heimischen Portfolio zu Verfügung stehen“, so der Waldökologe.

Die richtige Baummischung sei eine billige und natürliche Versicherung gegen Risiken bedingt durch den Klimawandel, sagt Lexer. Noch liege der Anteil der schnellwachsenden Fichten in Österreichs Wäldern allerdings bei über 50 Prozent. Eine Baumart, die mit Blick auf den Klimawandel besonders problematisch ist: Die Fichte ist anfällig für den Borkenkäfer, leidet unter Trockenheit und ist ein Flachwurzler, der bei Stürmen besonders leicht umgeworfen wird.