Eisbrocken im Nordpolarmeer
CLEMENT SABOURIN/AFP
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Temperatur in Arktis steigt viermal so schnell

Die Temperatur in der Arktis ist einer neuen Studie zufolge in den vergangenen 40 Jahren fast viermal so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Sie erwärmt sich im Schnitt um 0,75 Grad pro Jahrzehnt.

Das geht aus einer in im Fachjournal „Communications Earth & Environment“ veröffentlichten Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Norwegen und Finnland hervor. Bisherige Klimamodelle gingen von einem deutlich langsameren Temperaturanstieg aus.

So hieß es etwa in einem Bericht des Weltklimarats (IPCC) von 2019, die Erwärmung schreite rund doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt voran. Grund dafür ist ein Phänomen, das als „arktische Verstärkung“ bezeichnet wird. Wenn Eis und Schnee, die das Sonnenlicht normalerweise reflektieren, zu Meerwasser schmelzen, hat das einen verstärkenden Effekt, da das dunkle Wasser die Wärme des Sonnenlichts absorbiert.

Auf dem Weg zur neuen MOSAiC-Eisscholle nimmt Polarstern den kürzesten Weg zum gewünschten Gebiet: über den Nordpol. Auf dem Weg nach Norden ist das Meereis überraschend schwach, hat viele Schmelzteiche und Polarstern kann es leicht brechen.
Steffen Graupner
Das Meereis der Arktis ist im Sommer bereits schwach. Im Bild das deutsche Expeditionsschiff „Polarstern“.

„Klimamodelle auf Prüfstand stellen“

Das Team aus Norwegen und Finnland untersuchte nun vier Temperaturdatensätze, die seit 1979 per Satellit in der Arktis gesammelt wurden. Dabei stellte es fest, dass die Erwärmung schneller voranschreitet als bisher angenommen. Die Ergebnisse seien „etwas überraschend“ gewesen, da sie so viel höher ausfielen als die bisherigen Daten, sagte Mitautor Antti Lipponen vom Finnischen Meteorologischen Institut. Er sprach sich dafür aus, die Klimamodelle auf den Prüfstand zu stellen.

Die starke Erwärmung der Arktis hat weltweite Folgen. Fachleute warnen insbesondere vor einem Abschmelzen des Grönländischen Eisschilds, das einen Anstieg der Meeresspiegel um rund sechs Meter zur Folge haben könnte. „Der Klimawandel ist vom Menschen verursacht“, sagte Lipponen. „Es passiert etwas in der Arktis, und das wird uns alle betreffen.“