Blasinstrumente, Musik, Saxophon, Trompete
rytis seskaitis/EyeEm – stock.ad
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Babyelefant reicht auch für Blasinstrumente

Zwei Meter – die vielzitierte Länge eines Babyelefanten – dürften auch bei Konzerten mit Blasinstrumenten als Abstand ausreichen, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden. Das hat ein US-Forschungsteam nun zusammen mit einem Sinfonieorchester untersucht.

Unzählige Konzerte und Festivals wurden in der ersten Zeit der Coronavirus-Pandemie verschoben und abgesagt. Später fanden Veranstaltungen zwar wieder statt, meist aber mit begrenzter Zuschauerzahl. Um sowohl das Publikum als auch Künstlerinnen und Künstler bestmöglich vor einer Infektion zu schützen, wurde zudem auf Bühnen weltweit genau überlegt, wie sich die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne verteilen sollen; und bisweilen sogar das Repertoire dahingehend geändert, dass mehr Streich- als Blasinstrumente zum Einsatz kamen.

Zusammen mit dem Philadelphia Orchestra – einem im Jahr 1900 gegründeten Sinfonieorchester aus Pennsylvania – untersuchte ein Forschungsteam der Universität von Pennsylvania nun, wie viele Aerosole tatsächlich von Blasinstrumenten produziert und in der Umgebung verteilt werden. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Physics of Fluids“ veröffentlicht.

Aerosole verhalten sich ähnlich wie beim Sprechen

Die Forscherinnen und Forscher nutzten Visualisierungen, um die Strömung zu beschreiben, die aus den Blasinstrumenten des Orchesters, etwa aus einer Tuba, entweicht. Dann verfolgten sie die Partikel mit einem Laser. Mit einem Partikelzähler maßen sie zudem die Aerosolkonzentration. Diese beiden Messungen wurden anschließend kombiniert, um berechnen zu können, in welchem Ausmaß die Geschwindigkeit der Aerosole mit zunehmender Entfernung vom Instrument abnimmt.

Visualisierung der von einer Tuba ausgehenden Strömung mit der Laser-Sheet-Technik Das Bild zeigt ein Mitglied des Philadelphia Orchestra, Carol Jantsch, Solo-Tubaspielerin, die an der Studie zur Aerosolausbreitung von musikalischen Blasinstrumenten teilgenommen hat.
Paulo E. Arratia
Visualisierung der von einer Tuba ausgehenden Strömung

Das überraschende Ergebnis: Von Blasinstrumenten ausströmende Aerosole haben eine ähnliche Konzentration und Größenverteilung wie Aerosole, die beim normalen Sprechen und auch beim Atmen abgegeben werden. Die Strömungsmessungen zeigten zudem, dass die Geschwindigkeit, mit der die Aerosole aus dem Instrument austreten, weitaus geringer sind als Austrittsgeschwindigkeiten beim Husten oder Niesen.

Zwei Meter Abstand ausreichend

„Idealerweise sitzen Musikerinnen und Musiker beim Komponieren und Musizieren nebeneinander – während der Coronavirus-Pandemie wurde das zum Problem“, so Studienautor Paulo Arratia, Professor an der Fakultät für Ingenieurwesen der Universität von Pennsylvania. „Wir waren nun aber überrascht, dass die erzeugte Aerosolmenge von Blasinstrumenten im gleichen Bereich liegt wie jene von normaler Sprache.“

Er habe „viel höhere Strömungsgeschwindigkeiten und Aerosolkonzentrationen erwartet“. Weiter als zwei Meter reiche die Aerosolverteilung nicht – von der Öffnung des Instruments gemessen. Folglich sollten Musikerinnen und Musiker, die Blasinstrumente spielen, auf der Bühne etwa zwei Meter – oder wie man in Österreich sagen würde: eine Babyelefantenlänge – Abstand halten.

Als nächstes will das Forschungsteam untersuchen, welche Aerosolkonzentration mit welcher Ausbreitungsgeschwindigkeit durch das Zusammenspiel des gesamten Orchesters erzeugt wird. Studienautor Arratia erhofft sich davon, dass Gesundheitsbehörden dies in Zukunft in Vorgaben zur sicheren Durchführung von Konzerten und Festivals miteinbeziehen werden.