Elektronenmikroskopische Aufnahme von SARS-CoV-2
APA/AFP/National Institutes of Health/Handout
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Antivirale Behandlung kann Mutationen fördern

Manche Menschen sind mehr als einen Monat oder länger mit CoV infiziert. Ursache dafür ist meist eine Immunschwäche. Wenn sie mit antiviralen Medikamenten behandelt werden, kann das laut einer neuen Studie zur Entstehung neuer SARS-CoV-2-Varianten beitragen.

Ob Patientinnen und Patienten mit langanhaltenden Infektionen grundsätzlich eine erhöhte Virusevolution aufweisen, welche die schnellere Entstehung von SARS-CoV-2-Varianten ermöglicht, oder ob bestimmte Behandlungen ihre Entstehung fördern, haben Fachleute um Adam Grundhoff vom Leibniz-Institut für Virologie in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ untersucht.

Bei Remdesivir erhöhte Mutationsrate

Dafür analysierten sie die Erbgutvielfalt der Coronaviren von 14 schwer erkrankten Patienten und Patientinnen, die zwischen einem und fünf Monate lang infiziert waren. Darunter befanden sich Menschen mit geschwächtem und mit intaktem Immunsystem, die antiviral behandelt wurden – oder auch nicht. Ziel war es, das Auftreten von Mutationen mit und ohne Selektionsdruck zu bewerten.

„Insgesamt war das Virus in den allermeisten untersuchten Personen erstaunlich stabil“, erläutert Adam Grundhoff in einer Aussendung. „Allerdings konnten wir in einer Patientin, die mit Remdesivir behandelt wurde, beobachten, dass es unmittelbar nach Behandlungsbeginn zur Bildung einer hohen Anzahl von Mutationen kam – darunter auch mindestens eine Mutation, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erhöhte Resistenz gegenüber Remdesivir vermittelt.“

Fördert evolutionären Flaschenhals

Dies decke sich mit Beobachtungen anderer Studien, wie Grundhoff gegenüber science.ORF.at erklärte. Im Gegensatz dazu konnte er mit seinem Team bei jenen Patienten und Patientinnen, die ausschließlich eine entzündungshemmende Behandlung erhielten, nur sporadisch das Auftreten neuer Varianten beobachten.

„Unsere Arbeit zeigt, dass es nicht die lange Infektionsdauer an sich ist, welche die Bildung neuer Varianten nach sich zieht, sondern, dass es dazu vielmehr eines evolutionären Flaschenhalses bedarf, wie er z.B. durch eine antivirale Behandlung entstehen kann“, erklärt Studien-Mitautorin Nicole Fischer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Diese Erkenntnis ist besonders mit Blick auf die jüngsten Diskussionen über den Einsatz von Remdesivir zur Behandlung von nicht hospitalisierten Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten wichtig, aber auch für die Einführung potenziell neuer antiviraler Therapeutika.“