Eine Frau fährt in Amsterdam Rad
AFP – AURORE BELOT
AFP – AURORE BELOT
Klimaschutz

Radfahren wie in den Niederlanden

Mehr Radfahren wäre ein einfaches Mittel, um CO2 einzusparen und damit das Klima zu schützen: Würden alle Menschen so viel in die Pedale treten wie in den Niederlanden, würden laut einer neuen Studie knapp 700 Mio. Tonnen CO2 weniger in die Atmosphäre gelangen – ungefähr so viel wie Österreich in zehn Jahren ausstößt.

Ein Team rund um die Nachhaltigkeitsforscherin Wu Chen von der Universität von Süddänemark hat für die im Fachmagazin „Nature Communications Earth & Environment“ erschienene Studie berechnet, wie viel Kohlendioxid eingespart werden könnte, wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen würden.

Ergebnis: Wenn jeder und jede weltweit täglich 2,6 Kilometer mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fährt – das entspricht der durchschnittlichen Tagesdistanz in den Niederlanden –, würde die weltweite CO2-Ersparnis 686 Mio. Tonnen betragen. Wenn alle wie in Dänemark 1,6 Kilometer täglich mit dem Rad fahren, wären es 414 Millionen Tonnen.

2,4-Mal mehr Räder als Autos

Für die Studie sammelten die Fachleute Daten aus der ganzen Welt und sahen sich auch an, wie sich das Verhältnis von Autos und Fahrrädern in den vergangenen 50 Jahren veränderte. Wurden demnach 1962 knapp 21 Millionen Räder weltweit hergestellt, so waren es 2015 bereits über 123 Millionen. Bei den Autos stieg die Produktion in den gleichen Jahren von 14 Millionen auf knapp 69 Millionen. Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 4,65 Milliarden Fahrräder und 1,94 Milliarden Autos hergestellt – das sind 2,4-Mal weniger.

Einen großen Unterschied machen laut Studie die Einkommensverhältnisse in den einzelnen Ländern. In Indien und Bolivien beispielweise ist der Anteil an Fahrrädern höher als der Anteil an Autos. Das hängt mit der Leistbarkeit der Fahrzeuge zusammen. In wohlhabenderen Staaten wiederum liegen Räder und Kraftfahrzeuge etwa gleich auf. Menschen in Kanada und die USA besitzen im Schnitt die meisten Autos.

Vorbilder Niederlande und Dänemark

In einer bestimmten Ländergruppe – zu der auch Österreich gehört – besitzen die Einwohnerinnen und Einwohner laut Studie durchschnittlich mehr Fahrräder als Autos. In Dänemark, den Niederlanden und in Norwegen sind es so viele, dass jede Bürgerin und jeder Bürger statistisch mehr als ein Fahrrad besitzt. Das wirkt sich in weiterer Folge positiv auf die Umwelt aus.

Dreistöckiger Radabstellplatz in Amsterdam
AFP – TIMOTHY CLARY
Dreistöckiger Radabstellplatz in Amsterdam

Dass viele Menschen ein Fahrrad besitzen, bedeutet aber nicht, dass sie es auch oft benutzen, wie die Fachleute betonen. In den meisten Ländern würden nur fünf Prozent der täglichen Fahrten per Velo durchgeführt. Dänemark und die Niederlande seien jedenfalls Vorbilder auch in dieser Hinsicht: Den hohen Radanteil in diesen Ländern erklären die Fachleute damit, dass hier der Grundbedarf an bestimmten Verkehrsmitteln gesättigt ist und ein höheres Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil und den Umweltschutz vorliegt. Zusätzlich ist laut Untersuchung ein gutes Radwegnetz ebenso wichtig wie das Zusammenspiel von Politik und Stadtplanung.

Unterschied in der Produktion enorm

Vergleicht man die CO2-Emissionen bei der Herstellung von unterschiedlichen Fahrzeugen, wird die Belastung für Umwelt und Klima durch Autos noch deutlicher. Laut dem Verkehrsclub Österreich liegt die CO2-Belastung bei der Produktion eines PKW zwischen 4,1 und 7,1 Tonnen, abhängig von der Größe des Fahrzeuges. Das entspreche dem Kohlendioxid Ausstoß von etwa 30.000 gefahrenen Auto-Kilometern. Wie die Stuttgarter Zeitung Anfang 2020 berichtete, ist die Umweltbelastung durch die Herstellung eines Fahrrades deutlich geringer – hier sind es nur knapp 350 Kilogramm CO2.