Holz, Haus, Gebäude, Baustelle, Konstruktion
Studio D – stock.adobe.com
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Baumaterial

Weniger Emissionen durch Häuser aus Holz

Bis zu 106 Gigatonnen CO2-Emissionen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts vermieden werden, wenn beim Neubau von Gebäuden vermehrt auf Holz statt auf Beton und Stahl als Baumaterial gesetzt wird, wie eine neue Studie zeigt.

Weltweit leben immer mehr Menschen in Städten – bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten es bereits bis zu 80 Prozent der Weltbevölkerung sein. Beton ist derzeit das am meisten genutzte Material beim Häuserbau – seine Herstellung ist allerdings sehr energie- und emissionsintensiv. Das in der Studie errechnete Einsparungspotenzial von 106 Gigatonnen CO2-Emissionen entspricht etwa zehn Prozent des verbleibenden Kohlenstoffbudgets für das Zwei-Grad-Klimaziel.

Mehr als die Hälfte des verbleibenden Kohlenstoffbudgets könnte hingegen verbraucht werden, wenn Infrastruktur auch künftig vor allem aus Beton gebaut werde, heißt es in der Studie, die nun im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Die Nutzung von Holz als Baumaterial hingegen würde nicht nur Emissionen verringern, sondern auch große Mengen Treibhausgase langfristig im Holz speichern und somit der Atmosphäre entziehen.

Vier verschiedenen Szenarien

Neben der Ernte aus Naturwäldern werden laut Studie neu angelegte Holzplantagen für die Lieferung von Bauholz benötigt. Während dies die Nahrungsmittelproduktion nicht beeinträchtige, könne es zu einem Verlust der biologischen Vielfalt führen – im Fall, dass nicht sorgfältig genug damit umgegangen wird. Die Frage, woher das Holz bezogen wird, sei deshalb entscheidend.

Für die Studie untersuchte ein Forschungsteam des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und der Humboldt-Universität zu Berlin vier verschiedene Szenarien: Im sogenannten „Business-as-usual“-Szenario werden keine neuen Gebäude aus Holz errichtet. In den anderen Szenarien leben dagegen zehn, 50 beziehungsweise 90 Prozent der neuen Stadtbewohnerinnen und -bewohner in Gebäuden aus Holz.

Allein im „Business-as-usual“-Szenario müsste die weltweite Fläche an Holzplantagen bis zum Jahr 2100 mehr als verdoppelt werden – auf dann 276 Millionen Hektar im Vergleich zu den heutigen 137 Millionen Hektar – auch ohne zusätzlichen Holzbedarf für den Bau von neuen Gebäuden. Um die für das 90-Prozent-Szenario notwendigen 425 Millionen Hektar Fläche zu erreichen, müsste der durchschnittliche jährliche Zuwachs an Plantagen von aktuell zwei Millionen auf 3,6 Millionen Hektar steigen.

„Einzigartige langfristige Kohlenstoffsenke“

Holz weist den geringsten CO2-Fußabdruck aller vergleichbaren Baumaterialien auf, da Bäume zum Wachsen CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. Die Produktion von Bauholz setze viel weniger CO2 frei als die Produktion von Beton und Stahl, so Erstautor Abhijeet Mishra vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Holz speichere zudem Kohlenstoff, was „Holzstädte zu einer einzigartigen langfristigen Kohlenstoffsenke“ mache.

Schwer umsetzbar

„Die Studie als solche ist in ihrem Ansatz sehr innovativ, weil sie viele Aspekte anspricht, die bislang in diesem Zusammenhang oft wenig betrachtet worden sind. Eine nachhaltigere Entwicklung von Städten durch die Nutzung von Holz als Konstruktionsmaterial mit einem wesentlich günstigeren CO2-Ausstoß verglichen zu Beton wäre wünschenswert“, meint die nicht an der Studie beteiligte Christine Fürst von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gegenüber dem deutschen „Science Media Center“.

Allerdings könne Holz für konstruktive Zwecke nicht überall und vor allem nicht schnell produziert werden. „Ich finde die Studie relevant und interessant, aber sie wägt nicht im Raum ab, was global ökonomisch und vernetzt möglich ist. Das kann sie auch nicht. Sie kann nur Potenziale aufzeigen, die aber immer gegenüber anderen Interessen abgewogen werden müssen", so Fürst.

Das Forschungsteam selbst betont zudem, dass in ihren Berechnungen die Auswirkungen von klimawandelbedingten Veränderungen des Waldbaus, der CO2-Düngung, veränderten Regenmengen und Temperaturänderungen nicht berücksichtigt sind.